Oscar-gekrönte Schauspielerin berichtet über die Zunahme häuslicher Gewalt und ruft zur Unterstützung von Frauen in Not auf.

New York, 27. Mai 2020 – UN Women, die Organisation der Vereinten Nationen, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter und das Empowerment von Frauen einsetzt, startete heute die Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Schattenpandemie, die sich auf die weltweite Zunahme der häuslichen Gewalt inmitten der Gesundheitskrise COVID-19 konzentriert. Die öffentliche Ankündigung der Schattenpandemie ist ein 60-sekündiger Film, der von der mit einem Oscar ausgezeichneten Schauspielerin Kate Winslet erzählt wird, die sich für viele humanitäre Anliegen eingesetzt hat. Das Video beleuchtet den alarmierenden Anstieg der häuslichen Gewalt während COVID-19 und vermittelt eine wichtige Botschaft, die die Menschen dazu auffordert, Frauen zu unterstützen, wenn sie wissen oder vermuten, dass jene Gewalt erleben.

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Während einige Länder beginnen, sich wieder zu öffnen, befinden sich geschätzte Milliarden von Menschen immer noch schutzsuchend zu Hause. Wenn Haushalte den erhöhten Belastungen ausgesetzt sind, die sich aus Sicherheits-, Gesundheits- und Geldsorgen sowie beengten und eingeschränkten Lebensbedingungen ergeben, steigt das Ausmaß häuslicher Gewalt sprunghaft an. Weltweit berichten Regierungsbehörden, Frauenrechtlerinnen und Partner aus der Zivilgesellschaft von einer deutlich angestiegenen Anzahl an Notrufen bei Helplines für häusliche Gewalt und einer erhöhten Nachfrage nach Notunterkünften.

Der Film über die Schattenpandemie beginnt mit scheinbar harmlosen und vertrauten häuslichen Szenen in 14 verschiedenen Häusern auf der ganzen Welt. In Verbindung mit einem stimmungsvollen Musikstück und einem Voiceover ergibt sich bald ein völlig anderes Bild. Er schließt mit drei klaren an Einzelpersonen gerichteten Handlungsaufrufen: Helft dabei die Pandemie der Gewalt an Frauen zu bekämpfen! Neben der öffentlichen Ansage umfasst die Kampagne auch Social Media-Angebote, die wichtige Ratschläge von Zufluchtsstätten, Beratungsstellen, Organisationen gegen häusliche Gewalt und Polizeidienststellen in den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen enthalten.

Als prominente Aktivistin für ein positives weibliches Körperbild ist Kate Winslet eine Fürsprecherin für gefährdete und benachteiligte Jugendliche, Kinder, Eltern und Familien. Sie ist Mitbegründerin der NGO The Golden Hat Foundation und arbeitet seit vielen Jahren daran, das Leben autistischer Menschen zu verbessern. Dazu äußert sie: „Niemand sollte in seinem Zuhause Angst haben. Gewalt in Krisenzeiten oder zu jeder anderen Zeit ist inakzeptabel, und ich stehe an der Seite von UN Women und all seiner Partner*innen, um internationale Maßnahmen gegen die langjährige Terrorisierung von Frauen und Kindern in häuslicher Umgebung zu fordern“.

Phumzile Mlambo-Ngcuka, Exekutivdirektorin von UN Women, erklärte: „Schon vor der Pandemie war Gewalt an Frauen eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Seit den Lockdown-Beschränkungen hat sich die häusliche Gewalt vervielfacht und sich in einer Schattenpandemie über die ganze Welt ausgebreitet. Dies ist ein kritischer Zeitpunkt, an dem gehandelt werden muss, angefangen damit, wesentliche Dienstleistungen wie Unterkünfte und Unterstützung für die überlebenden Frauen zu priorisieren, bis hin zur Bereitstellung der wirtschaftlichen Unterstützung und der Konjunkturpakete, die für eine breitere Erholung erforderlich sind. Durch diese Kampagne werden UN Women-Aktivist*innen und Fürsprecher*innen wie Kate Winslet dazu beitragen, das Anliegen zu verbreiten, damit dieses Problem vollständig ans Licht kommt“.

Die Notrufe für Fälle häuslicher Gewalt in Argentinien haben seit Beginn des Lockdowns um 25 Prozent zugenommen. Die Notrufzentralen in Singapur und Zypern verzeichneten einen Anstieg der Anrufe um mehr als 30 Prozent. In den USA meldete die nationale Hotline für häusliche Gewalt eine steigende Zahl von Betroffenen, die sich per SMS oder Telefon meldeten. Es gibt Belege dafür, dass bereits vor der Pandemie jede dritte Frau in ihrem Leben physische und/oder sexuelle Gewalt durch einen Intimpartner erlebt hat.

Pandemien wie COVID-19 können nicht nur die häusliche Gewalt verschärfen, sondern auch andere Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die Gewalt gegen weibliches Gesundheitspersonal sowie gegen Migrantinnen und Hausangestellte nimmt zu. Fremdenfeindliche Gewalt, Belästigung und andere Formen von Gewalt im öffentlichen Raum und im Internet sind häufiger anzutreffen, und das Risiko sexueller Ausbeutung und sexuellen Missbrauchs wird wahrscheinlicher. Einige Gruppen von Frauen, darunter Menschenrechtsverteidigerinnen, Frauen in der Politik, Journalistinnen, Bloggerinnen, Frauen, die ethnischen Minderheiten angehören, indigene Frauen, homosexuelle, bisexuelle und transsexuelle Frauen und Frauen mit Behinderungen sind besonders von IKT-gestützter Gewalt betroffen (IKT – Informations- und Kommunikationstechnologie). In New South Wales, Australien, berichteten 40 Prozent der an vorderster Front Beschäftigten in einer Umfrage über vermehrte Hilfsersuchen bei Gewalt, die in Intensität und Komplexität eskalierte.

Investitionen zur Prävention und Reaktion auf Gewalt gegen Frauen befinden sich seit langem in der Krise. Da die Kapazitäten und Investitionen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen bereits begrenzt sind, findet diese Zunahme der Gewalt in einer Zeit statt, in der die Kapazitäten der Dienstleistungsanbieter (Gesundheit, Polizei, Sozialfürsorge, Wohltätigkeitsorganisationen) zur Bewältigung der Nachfrage weiter abnehmen. Frauen sind mit ihren Tätern eingeschlossen und von den Menschen und Ressourcen isoliert, die ihnen am besten helfen können.

Für die Entwicklung des Films erhielt UN Women unentgeltliche Unterstützung von der globalen Bildbibliothek Getty Images und der Marketingagentur MRM sowie von der Produktionsfirma Craft, die zur Interpublic Group gehört und Mitglied der Unstereotype Alliance ist, die von UN Women einberufen wurde. Gewalt gegen Frauen und Mädchen wird durch Diskriminierung und schädliche Geschlechterstereotypen angeheizt, die die Unstereotype Alliance aus allen Werbe- und Medieninhalten verbannen will.

Dies ist eine kritische Zeit für Frauen und Mädchen und es besteht dringender Handlungsbedarf. UN Women hofft, dass diese Kampagne in dieser Krise historischen Ausmaßes und auch auf lange Sicht einen lebensrettenden Unterschied für Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt bewirken wird.

Original: Press release: UN Women raises awareness of the shadow pandemic of violence against women during COVID-19