Seit der Covid-19 Ausbreitung und besonders während des ersten Lockdowns stiegen die Zahlen an Gewalt an Frauen und Mädchen weltweit bedrohlich an.

In Zusammenarbeit und auf das Zahlenmaterial von 144 zivilgesellschaftlichen Organisationen gestützt (die in 69 Ländern vor Ort recherchierten), veröffentlichte der UN Trust Fund to End Violence against Women (UN Trust Fund) bereits zwei Berichte zur Lage. Der erste Berichte (initial assessment – siehe Bild links) wurde bereits im Mai veröffentlicht und behandelte den Einfluss von Covid-19 auf Gewalt an Frauen und Mädchen.

Der zweite, aktuellste Bericht des UN Trust Funds (second assessment – siehe Bild unten) beleuchtet das enge Zusammenspiel von wirtschaftlicher Unsicherheit bei gleichzeitiger Bewegungseinschränkung und der starken Zunahme an Gewalt an Frauen und Mädchen.

Anstieg von Gewalt

  • Frauen und Mädchen melden sexuelle Gewalt als die dominanteste Form von Gewalt während der langwierigen Krise.
  • Belästigungen und Schikane über das Internet sowie gefährliche traditionelle Praktiken steigen in einigen Communities.
  • Wirtschaftliche Einbußen bringen Frauen und Mädchen dazu, extremen Formen von Gewalt (weibliche Genitalverstümmelung, Prostitution als Überlebensstrategie oder frühe Verehelichung von Mädchen, etc.) zuzustimmen.
  • Frauen und Mädchen aus marginalisierten Communities (körperlich oder geistig beeinträchtigte Frauen, rural women oder geflohene Frauen) sind besonders stark betroffen, da sie keinen oder nur unzureichenden Zugang zu überlebenswichtigen Informationen und Dienstleistungen während der Krise haben.

„Die Pandemie hat die fehlende Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen hervorgehoben“ Association for Legislative and Democratic Development (Asociación para el Desarrollo Legislativo y la Democracia), Guatemala.

Mangelnde Dienstleistungen zur Unterstützung von betroffenen Frauen

  • Es gibt einen alarmierenden Mangel beim Zugang zu nachhaltigen und strukturellen Dienstleistungen zur Unterstützung für Frauen und Mädchen, die bereits Gewalt erfahren haben oder noch darunter leiden.

„In etlichen Kontexten wurden zivilgesellschaftliche Organisationen noch nicht als essentielle Partner zur Prävention und Beendigung von Gewalt an Frauen und Mädchen anerkannt, obwohl viele als „Ersthelfer“ während der Pandemie agierten. Deren Teilnahme und angemessene Finanzierung ist bei der Umsetzung von Covid-19 Reaktionsplänen ausschlaggebend“ – Shruti Majumdar, Monitoring and Evaluation Specialist, UN Trust Fund.

Frauenrechts- und zivilgesellschaftliche Organisationen bieten wichtige Unterstützung an

  • Frauenrechts- und zivilgesellschaftliche Organisationen passen ihre Arbeit an die dringendsten Bedürfnisse von betroffenen Frauen und Mädchen an und setzen Maßnahmen um Risiken zu entschärfen.
  • Diese Organisationen geben auch marginalisierten Betroffenen eine Stimme, die bisher kaum beachtet wurden.

Projekte

  • In Mexiko bietet das Institute for Women in Migration (Instituto para las Mujeres en la Migración, AC) Frauen und Mädchen, die unter Gewalt leiden und gleichzeitig keinen festen Wohnsitz haben, Lebensmittel und medizinische Unterstützung an.

 

  • In Albanien stellt die NGO Shelter for Abused Women and Girls gemeinsam mit Streha, einer NGO für von häuslicher Gewalt betroffene lesbische, bisexuelle oder transgender Frauen, sichere Unterbringung, Lebensmittel, Hygieneprodukte sowie psychologische Betreuung zur Verfügung.

 

  • In Somalia betreibt die International Solidarity Foundation Bewusstseinsförderung für weibliche Genitalverstümmelung.

Empfehlungen

Global muss dem Anstieg von Gewalt an Frauen und Mädchen während der Pandemie entgegengesetzt werden!

Frauenrechts- und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen als „Ersthelfer“ und unentbehrliche Partner anerkannt und stärker unterstützt werden.

In der kommenden weltweiten ökonomischen Stabilisierung muss das ökonomische Empowerment von Frauen anerkannt und Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen stärker finanziert werden.

Frauenrechts- und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen bei nationalen Covid-19 Reaktionsplänen miteinbezogen und Frauen darin unterstützt werden.

Die globalen Antworten auf die Herausforderungen durch Covid-19 müssen umgehend, angemessen, wirksam und ethisch vertretbar sein um zu gewährleisten, dass Frauenrechts- und zivilgesellschaftliche Organisationen ihre wichtige Arbeit mit betroffenen Frauen und Mädchen weiterführen können.