alle Fotocredits (c)Hanna Barczyk
Boys will be boys.”
“She was drunk.”
“Women say “no” when they mean “yes.”
Sexuelle Übergriffe an Frauen passieren immer noch tagtäglich. Werden Übergriffe an Frauen und Mädchen toleriert, steigt die Gefahr, dass auch sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen als „gerechtfertigt“ angesehen werden kann.
Toleranz gegenüber sexuell übergriffigem Verhalten und auch gegenüber Vergewaltigung ist ein Kennzeichen patriarchaler Gesellschaften, verknüpft mit Machtverhältnissen und Kontrolle, die es zu brechen gilt.
„Rape culture is pervasive. It’s embedded in the way we think, speak, and move in the world.” UN Women
Um dies zu ändern, erarbeitete UN Women anlässlich der kommenden 16 Tage gegen Gewalt an Frauen 16 Möglichkeiten um uns gemeinsam gegen sexuelle Gewalt stark zu machen:
1. Eine Kultur der enthusiastischen Zustimmung etablieren
Eine freiwillige Zustimmung ist verpflichtend. Wir alle sollten uns bemühen, eine Kultur der enthusiastischen Zustimmung zu etablieren.
3. Neuausrichtung von Maskulinität
Maskulinität muss dringend eine Neuausrichtung erfahren. Selbstreflektion, Gespräche in der eigenen Community und künstlerische Äußerungen sind Wege, wie Männer und Knaben ihre Maskulinität hinterfragen und neu ausrichten können um auch feministische Prinzipien in ihr Verhalten miteinbeziehen zu können.
2. Tiefere Ursachen verstehen und auflösen
Eine tiefere Ursache von sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen ist eine veraltete Vorstellung von Männlichkeit. Maskulinität muss eine Neubewertung erfahren, denn Gewalt und Dominanz dürfen nicht mehr als „stark“ und „männlich“ charakterisiert und Frauen müssen in sämtlichen Communities wertgeschätzt werden.
Den Betroffenen von sexuellen Übergriffen darf nicht mehr Selbstverschulden (victim-blaming) vorgeworfen werden. Allein der Täter ist für die Tat verantwortlich und niemals die betroffenen Frauen – egal in welchem Zustand (alkoholisiert oder nicht) oder mit welcher Bekleidung die Frauen unterwegs waren.
Der Umstand, dass (minderjährige) Männer Macht erst durch Gewalt erreichen und Sex als Berechtigung dafür angesehen wird, muss hinterfragt und geändert werden.
4. Keine Ausreden mehr
Achten wir auf unsere Sprache. Phrasen und Wörter, die wir im Alltag benutzen, haben großen Einfluss auf unser Verhalten und auf unsere Ansichten.
Phrasen wie “She was dressed like a slut. She was asking for it” verstärken Ansichten, dass betroffene Frauen wesentlichen Anteil am Übergriff und auch Selbstverschulden daran hätten.
Populäre Songtexte, wie “I know you want it” verdeutlichen, dass Frauen in der Popkultur und in Medien als sexuelle Objekte vermarktet werden.
Sexuelle Übergriffe dürfen nicht mehr bagatellisiert und durch das Verhalten von betroffenen Frauen (victim-blaming) relativiert werden – was eine Frau trägt, wieviel sie an Alkohol konsumiert hat und wo sie zu einer bestimmten Uhrzeit war, dürfen gesellschaftlich mehr keine akzeptablen Gründe für eine Vergewaltigung sein.
5. Keine Toleranz gegenüber sexueller Gewalt
Null Toleranz gegenüber sexueller Gewalt an Frauen muss Einzug in Politik und Gesellschaft finden. Wir alle müssen sensibler auf das Thema reagieren und auch in unserem eigenen Umfeld (Freundes- und Familienkreis, auf der Arbeit und in der Freizeit) besser darauf achten.
6. Vorstellungen erweitern
Gewalttätige Übergriffe an Frauen können viele unterschiedliche Formen haben. Es ist wichtig, diese auch zu erkennen und sich jener bewusst zu machen.
Oftmals gehen jene mit Praktiken einher, die Frauen und Mädchen ihrer Rechte berauben (frühe Verheiratung von Mädchen, weibliche Genitalverstümmelung).
Falsche Vorstellungen rund um Vergewaltigung können hier nachgelesen werden.
7. Die LGBTQI Community miteinbeziehen
Der Umgang mit (sexuellen) Übergriffen an Frauen hat Auswirkungen auf die jeweilige Gesellschaft und betrifft alle, unabhängig von Gender Identitäten, Sexualität, dem ökonomischen Status, der Ethnie, Religion oder Alter. Ein besserer und wachsamer Umgang damit, beendet restriktive Definitionen von Gender und Sexualität, die Individuen einschränken.
Gewisse Faktoren, wie die sexuelle Orientierung, körperliche/geistige Beeinträchtigungen oder die ethnische Zugehörigkeit vergrößern das Risiko, Gewalt zu erfahren. Angehörige der LGBTQI-Community können Formen von Gewalt erfahren, wo Täter darauf abzielen, sie mit „genderkonformen“ sexuelle Praktiken „bekehren“ zu wollen. Während humanitärer Krisen verschlimmert sich die Situation oftmals für viele Frauen und Mädchen.
Gulzada Serzhan ist Mitglied von Feminita, einer kasachischen feministischen Initiative, die sich für die Rechte der kasachischen LGBTQI Community einsetzt. Während ihrer Arbeit als IT Projekt Managerin erfuhr auch sie sexuelle Belästigung, die bei Bekanntwerden ihrer lesbischen sexuellen Orientierung zusätzlich stärker wurde. „Er glaubte, er könnte mich bekehren“, so Serzhan. „Er meinte, ich bräuchte einfach einen starken Mann…in Kasachstan akzeptiert schätzt die Gesellschaft Männer wert, die brutal und grausam sind. Es wird als normal erachtet, dass Männer sexuelle Annäherungsversuche gegenüber Frauen machen.“
„Wenn du bereits im täglichen Leben unsichtbar bist, werden deine Bedürfnisse in Krisensituationen erst recht nicht wahrgenommen“, erklärt Matcha Phorn-in, die sich für die Rechte der LGBTIA-Community in Krisensituationen einsetzt.
8. Vergewaltigung als Kriegsstrategie aufarbeiten
Vergewaltigung als Kriegsstrategie und –waffe wurde seit jeher in Kriegen, militärischen Konflikten und in Diktaturen umgesetzt. Damit verfolgte Ziele waren die Erniedrigung von Frauen und deren Familien und Communities, ethnische Säuberungen und Genozide.
Gesellschaften sollten daraus lernen und Beispiele studieren: Der langjährige Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo, der Bürgerkrieg in Guatemala oder der Konflikt im Kosovo wurden durch UN Women gut aufgearbeitet.
9. In Frauen investieren
Spenden Sie an Organisationen, die zum Empowerment von Frauen und zur Akzeptanz aller Gender Identitäten beitragen.
UN Women arbeitet kontinuierlich daran, Gewalt an Frauen zu beenden und die Rechte aller Frauen und Mädchen weltweit sicherzustellen. Bitte unterstützen auch Sie unsere Arbeit.
10. Betroffenen zuhören und eine Stimme geben
Aktuell haben die Kampagnen #MeToo, #TimesUp, #NiUnaMenos, #BalanceTonPorc und andere Bewegungen auf das Thema „Gewalt an Frauen“ aufmerksam gemacht – Betroffene haben sich zu Wort gemeldet und endlich eine Stimme bekommen.
Wir alle müssen Betroffenen und AktivistInnen zuhören und deren Erfahrungen weitergeben.
Don’t say, “Why didn’t she leave?”
Do say: “We hear you. We see you. We believe you.”
11. Sexuelle Übergriffe nicht auf die leichte Schulter nehmen
Sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung dürfen medial nicht mehr als Pointen verwendet und gesellschaftlich auf die leichte Schulter genommen werden.
Witze über Vergewaltigungsopfer sind nicht nur unangebracht, sondern tragen auch dazu bei, dass viele betroffene Frauen davor zurückschrecken, die Tat anzuzeigen und darüber zu sprechen.
Humor, der sexuelle Übergriffe zum Thema hat, ist nicht ok!
12. Mitmachen
Sexuelle Übergriffe können nur durch strafrechtliche Gesetze und gesellschaftlicher Intoleranz gestoppt werden.
UN Women hat eine globale Datenbank erstellt, auf der Sie herausfinden können, was ihr Land für den Schutz von Frauen und Mädchen unternimmt. Bitte engagieren auch Sie sich im Kampf gegen Gewalt an Frauen – eine Möglichkeit hierfür bietet unsere Kampagne „Orange The World“. Details finden Sie hier.
13. Keine Straffreiheit für TäterInnen
Vergewaltiger und andere TäterInnen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Strafverfahren stellen sicher, dass Gewalt an Frauen als Verbrechen angesehen wird und senden zugleich eine starke Botschaft von Null Toleranz gegenüber TäterInnen.
Wherever you see pushback against legal consequences for perpetrators, fight for justice and accountability.
14. Helfen Sie als aktive(r) BeobachterIn
Eine von drei Frauen weltweit erfährt mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt. Gewalt an Frauen und Mädchen ist schockierenderweise weit verbreitet und wir alle können zu ZeugInnen von gewalttätigem Verhalten werden. Das Eingreifen als aktive(r) BeobachterIn sendet dem Täter Signale, dass sein Verhalten nicht akzeptiert wird und hilft damit der betroffenen Person.
Als Erstes gilt es die Situation richtig einzuschätzen um richtig und angemessen handeln zu können. Fragen, wie es der betroffenen Person geht und ob sie Hilfe benötigt, den Vorfall mit dem Handy aufzuzeichnen oder Ablenkungen zu starten um die Situation zu entschärfen können Möglichkeiten sein zu helfen, ebenso wie die direkte Konfrontation mit dem Täter.
Hier finden Sie einen von UN Women erstellten Plan, wie aktive BeobachterInnen richtig reagieren.
15. Die kommende Generation sensibilisieren
Die uns folgende Generation muss ebenfalls auf das Thema sensibilisiert werden. Gender Stereotypen und gewalttätige Ideale, mit denen Kinder und Jugendliche konfrontiert werden, müssen hinterfragt und aufgearbeitet werden. Bieten Sie ihren Kindern ein sicheres Umfeld um darüber zu sprechen und um sich auch so zeigen zu können, wie es deren Charakter entspricht.
Hier finden Sie eine Auswahl an 12 feministischen Büchern, die ihre Inspiration sicher beflügeln wird.
16. Diskussionen starten oder sich daran beteiligen
Diskussionen und Gespräche mit Familienmitgliedern, FreundInnen und Community-Mitgliedern sind wichtig, um neue Ansätze zur Beendigung von Gewalt an Frauen einzuführen oder durchzusetzen.
Weitere Möglichkeiten, Diskussionen zu starten und Argumente weiterzugeben, sind Diskussionsrunden zur Beendigung von veralteten Maskulinitätsvorstellungen oder Fundraisingveranstaltungen für NGOs, die zum Empowerment von Frauen beitragen.
„It will take all of us to stand united against rape culture.“ UN Women