Zu unserem digitalen Round Table am 18.11.2020, der im Zeichen der Würdigung des diesjährigen 10-jährigen Jubiläums von UN Women stand, durften wir als Expertin Christine Brautigam, Direktorin der Intergovernmental Support Division bei UN Women, begrüßen. Sie gewährte uns einen Einblick in die Entstehungsgeschichte sowie das bisherige Schaffen von UN Women und veranschaulichte zukünftige Zielsetzungen und Herausforderungen.

Die Entstehung von UN Women als Einheit der Vereinten Nationen, die sich für die Geschlechtergleichstellung und das Empowerment von Frauen und Mädchen einsetzt, basiert auf dem Zusammenschluss der Gremien:

  • UN-Entwicklungsfonds für Frauen (UNIFEM),
  • Abteilung für Frauenförderung (DAW),
  • Büro der Sonderberaterin des UN-Generalsekretärs für Gleichstellungsfragen (OSAGI),
  • Internationales Forschungs- und Ausbildungsinstitut zur Förderung der Frau (INSTRAW).

Die Gründung der Organisation wurde am 2. Juli 2010 von der Generalversammlung beschlossen. Sie begann ihre Arbeit am 1. Jänner 2011 mit Michelle Bachelet als erste Exekutivdirektorin, mit circa 400 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und einem Haushaltsbudget von $225 Mio. Heute ist Phumzile Mlambo-Ngcuka die Exekutivdirektorin und das Haushaltsbudget beläuft sich auf circa $500 Mio.

UN Women hat sich mit dem Anspruch Frauen weltweit mehr Autorität zu verleihen und ihren Stimmen mehr Gehör zu schenken, dazu verschrieben auf ihre besonderen Bedürfnisse sowohl auf nationaler Ebene als auch auf internationaler Ebene, im öffentlichen und im privaten Bereich, einzugehen. Durch Setzung konkreter Themenschwerpunkte, stetiger Wissensvermittlung und allgemeiner Mobilisierung zum verstärkten Einsatz für Frauenrechte, sollen Menschen weltweit vernetzt werden. Dabei soll seine einheitliche und kohärente Struktur innerhalb des Systems der Vereinten Nationen deren effizientere Arbeitsweise gewährleisten.

Seinen Hauptsitz hat UN Women in New York und arbeitet weltweit aktuell aus mehreren Regional-, und Länderbüros sowie sieben Verbindungsbüros heraus. Zudem gibt es zwölf Nationalkomitees.

Die thematischen Schwerpunkte von UN Women sind die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen, die Steigerung der wirtschaftlichen Selbstbestimmung von Frauen, die Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie die Inklusion von Frauen in allen Aspekten von Friedens- und Sicherheitsprozessen.

Zu den Schlüsselfunktionen der UN-Organisation gehört es frauenspezifische Anliegen in intergouvernementalen Gremien wie die Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW), die Generalversammlung, den Wirtschafts- und Sozialausschuss (ECOSOC) und den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu thematisieren. Zudem soll die Geschlechterdimension in den Bereichen Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Klimawandel und Entwicklungsfinanzierung stärker berücksichtigt werden. Eine unterstützende Rolle wird UN Women bei der Koordinierung des Systems der Vereinten Nationen sowohl auf globaler, regionaler als auch nationaler Ebene zuteil. Außerdem führt es operative Tätigkeiten auf regionaler- und Länderebene aus.

Zu den Errungenschaften zählt bei der Stärkung des globalen normativen Rahmens beispielsweise die Implementierung der Geschlechtergleichstellung als Entwicklungsziel (SDG) in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und im Übereinkommen von Paris (internationale Klimaschutzvereinbarung). Im Rahmen der Koordinierung des Systems der Vereinten Nationen (VN) ist es gelungen, dass 94% der VN-Organisationen über den VN-Aktionsplan zur Geschlechtergleichheit und dem Empowerment von Frauen (UN-SWAP) berichten. Auch ist es UN Women durch den gestiegenen Einfluss in Sozialen Medien und Kampagnen wie „Orange the World” (zur Zeichensetzung gegen Gewalt an Frauen) gelungen, die Reichweite der Organisation zu erweitern. Die Unterstützung von UN Women hat unter anderem dazu beigetragen, dass 175 Rechtsreformen und über 25 Verfassungsreformen zur Förderung von Frauenrechten erlassen wurden und nationale Aktionspläne zu Frauen, Frieden und Sicherheit in 88 Ländern und Gebieten umgesetzt werden.

In den letzten Jahren konnten auch viele Erkenntnisse gewonnen werden, beispielsweise die Einsicht, dass Multi-Stakeholder Partnerschaften essentiell sind, die Finanzierung von Gleichstellungsarbeit eine große Herausforderung bleibt und geschlechtsspezifische Statistiken und Daten kritisch zu hinterfragen sind.

Künftig wird UN Women sich insbesondere mit der negativen Auswirkung der COVID-19-Pandemie auf die Lage von Frauen weltweit auseinandersetzen müssen und versuchen einen etwaigen Abbau bisheriger Errungenschaften zu verhindern. Die UN-Organisation wird weiterhin auf Effizienz und Effektivität setzen und der Unterdrückung von Frauenrechten entgegenwirken. Außerdem sollen Bemühungen unterstützt werden, die eine geschlechtsspezifische Perspektive in den Bereichen des schnellen Technologiewandels und Klimawandels integrieren. Auch der Multilateralismus wird eine wesentliche Rolle spielen bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung.

Weitere Informationen können Sie hier finden:

https://www.unwomen.org/en/digital-library/publications/2020/06/annual-report-2019-2020

https://www.unwomen.org/en/digital-library/publications/2020/09/gender-equality-in-the-wake-of-covid-19

https://www.unwomen.org/en/digital-library/publications/2020/03/womens-rights-in-review

https://www.unwomen.org/en/digital-library/publications/2018/2/gender-equality-in-the-2030-agenda-for-sustainable-development-2018