Vom Sexstreik der liberianischen Frauen, der den Weg zum Frieden ebnete, über den isländischen „Women’s Day Off“, der wirtschaftliche Gleichberechtigung forderte, bis hin zu den globalen Auswirkungen der #MeToo-Bewegung – die Geschichte hat uns gelehrt, dass Veränderungen durch kollektiven Aktivismus möglich sind. Veränderung besteht jedoch nicht nur aus großen Schlagzeilen, juristischen Siegen und internationalen Abkommen: Die Art und Weise, wie wir jeden Tag reden, denken und handeln, kann einen Welleneffekt erzeugen, von dem alle profitieren. Während wir das neue Jahr einläuten und eine Bestandsaufnahme der weltweiten Fortschritte bei den Frauenrechten machen, schließ dich uns doch als Generation Equality an, um die Gleichstellung der Geschlechter durch diese einfachen, alltäglichen Aktionen zu erreichen.
1) Teilt Pflege- und Hausarbeit
Kennst du den Spruch „Die Arbeit einer Frau ist nie getan“? Nun, es ist wahr: Frauen übernehmen dreimal mehr unbezahlte Pflege- und Hausarbeit als Männer. Das ist Zeit und Energie, die Frauen genommen wird, um ihre Karriere voranzutreiben, mehr Geld zu verdienen und Freizeitaktivitäten zu genießen.
Zeig, dass es dir wichtig ist: Verpflichte dich, Hausarbeiten, Erziehungsaufgaben und andere unbezahlte Arbeit gleichmäßig zu teilen. Hier sind einige Strategien, mit denen du loslegen kannst:
Beginnt mit einer Familien- oder Haushaltsdiskussion. Ermittelt den Pflegebedarf und die häuslichen Pflichten.
- Überlegt und besprecht eure Stärken bei der Aufteilung der Betreuungsaufgaben.
- Legt die Tätigkeiten im Haushalt durch einen Hausarbeitsplan fest.
- Ermutigt Kinder aller Geschlechter, sich gleichermaßen an der Hausarbeit zu beteiligen, vom Tischdecken bis zum Kochen.
- Wenn ein*e Partner*in Vollzeit im Haushalt arbeitet, solltest du den Wert dieser Arbeit anerkennen und würdigen.
2) Weise auf Sexismus und Belästigung hin
Von „Catcalling“ über „Mansplaining“ bis hin zu unangebrachten sexuellen Witzen – Frauen sind täglich mit allen Arten von sexistischem und respektlosem Verhalten in der Öffentlichkeit und im privaten Umfeld konfrontiert.
Du kannst aktiv beobachten, indem du den Status quo störst und deine Kolleg*innen herausforderst. Beginn damit, unangemessenes Verhalten in einer sicheren, respektvollen Art und Weise anzusprechen. Hinterfrag stereotype Vorstellungen über das Geschlecht, wie z. B. „eine Frau sollte ihren Platz kennen“ und „hör auf, emotional zu werden“, durch einen offenen Dialog. Wenn es darum geht, sich auf ein Gespräch einzulassen, solltest du Fakten kennen, damit du das nächste Mal, wenn jemand Aussagen wie „Lohnunterschiede sind ein Mythos“ macht, diese Fehlinformation eloquent aus der Welt schaffen kannst.
Wenn du Zeuge von Belästigung wirst, sprich es an und geh dazwischen. Hol dir die Hilfe anderer, wenn du dich dabei unsicher fühlen. Nimm dir die Zeit, den Betroffenen zuzuhören, und frag nach, wie du sie unterstützen kannst.
Weitere Tipps zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen findest du unter unpacktheeveryday.org.
3) Sprich alle Menschen an
It’s humankind. Not mankind.
Es mag nicht wie eine große Sache erscheinen, aber Begriffe wie „männlich oder weiblich“ und „Frauen oder Männer“ schließen nicht-binäre und intersexuelle Menschen aus, die in keine dieser Kategorien fallen. Unterschiedliche Geschlechteridentitäten gab es schon immer in jeder Kultur, und die Gewährleistung der Rechte von Transgender-, Genderqueer-, nicht-binären Personen und weiteren – die oft mit schrecklicher Gewalt und Diskriminierung auf der ganzen Welt konfrontiert sind – ist ein fester Bestandteil der Geschlechtergleichstellung. (#GenerationEquality Tipp: Schau dir die „Genderbread Person“ an, um den Unterschied zwischen biologischem Geschlecht, Gender, Gender-Identität und Gender-Ausdruck zu erfahren).
Die Alltagssprache spielt eine große Rolle dabei, geschlechtsspezifische Stereotypen aufzubrechen und die Binarität von „männlich und weiblich“ abzulehnen. Achte schriftlich und mündlich auf eine geschlechtergerechte Sprache, bei der du nicht einfach mit der männlichen Form alle Geschlechter „mitmeinst“. Informiere dich über die Möglichkeiten inklusiver und geschlechtergerechter Sprache. Tausche Phrasen wie „Damen und Herren“ oder „Burschen und Mädchen“ durch geschlechtsneutrale Begriffe wie „Leute“, „Kinder“ oder „Ihr Alle“ ein. Nutze geschlechterneutrale Begriffe wie „Studierende“ und schriftlich etwa das Sternchen oder den Doppelpunkt (Feminist*innen bzw. Feminist:innen). Beim Sprechen kannst du stattdessen eine kurze Pause machen – mit ein bisschen Übung geht das irgendwann von ganz allein.
Diese kleinen Veränderungen können manchen Menschen viel bedeuten und die kulturelle Wahrnehmung von Geschlechteridentitäten beeinflussen.
Mehr zu diesem Thema findest du in der Free & Equal-Kampagne der UN.
4) Fordere eine gleichberechtigte Arbeitskultur
Von sexueller Belästigung bis hin zum Gender Wage Gap – Frauen sind am Arbeitsplatz mit einer ganzen Reihe von diskriminierenden Praktiken konfrontiert. Fordere ein fortschrittliches Arbeitsumfeld durch die gleichberechtigte Vertretung von Frauen in Führungs- und Vorstandsetagen, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit und Bildungskurse zur Geschlechtergleichstellung.
Frauen bringen oft erhebliche berufliche Opfer, um eine Familie zu gründen, mit Folgen für ihr wirtschaftliches und persönliches Wohlergehen. Eine Möglichkeit für gleiche Bedingungen zu sorgen, besteht darin, auf eine einheitliche Elternzeitpolitik zu drängen, die beiden leiblichen oder Adoptiveltern ausreichend bezahlten Elternurlaub bietet. Es ist wichtig, Väter zu ermutigen, Elternzeit zu nehmen, um eine aktive Rolle in der Kinderbetreuung zu spielen. Programme zur Wiedereingliederung in den Beruf können Frauen auch dabei helfen, verpasste Schulungen nachzuholen, wenn sie bereit sind, wieder in den Beruf einzusteigen.
Weitere einfache Möglichkeiten, um Müttern das Berufsleben zu erleichtern: Frag nach Stillräumen, Kühlschränken für Muttermilch, flexiblen Arbeitszeiten und guten sowie erschwinglichen Kinderbetreuungsangeboten am oder in der Nähe des Arbeitsplatzes.
Geh die Extrameile, indem du aktiv Unternehmen unterstützt, die eine solide Bilanz in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter aufweisen. #GenerationEquality Tipp: Die Organisation Equileap stellt jedes Jahr eine Liste der 100 Unternehmen mit der höchsten Gleichstellungsquote zusammen, basierend auf den Women’s Empowerment Principles, die von UN Women und UN Global Compact aufgestellt wurden. Schließt euch dieser Liste an, indem ihr euren eigenen CEO ermutigt, die Women’s Empowerment Principles noch heute zu unterzeichnen.
5) Nimm deine politischen Rechte wahr
Frauen sind in den höchsten politischen Positionen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Bis zum Jahr 2020 werden Frauen nur etwa 25 Prozent der Sitze in nationalen Parlamenten innehaben und weniger als 7 Prozent der führenden Politiker*innen der Welt stellen. Was ist der einfachste und direkteste Weg, wie du etwas verändern kannst? Geh wählen! Und denk daran, für Frauen zu stimmen!
Informiere dich über anstehende Wahlen und werbe für starke Kandidatinnen. Engagiere dich und sprich mit Freund*innen und Familienmitgliedern, um sicherzustellen, dass sie auch wählen gehen. (Wählen zu gehen, ist das Mindeste, was ihr tun könnt, wenn man bedenkt, wie hart Frauen für das Wahlrecht gekämpft haben).
Du kannst auch etwas bewirken, indem du deine Zeit oder dein Geld spendest. Hilf mit minimalem Aufwand, die Botschaft zu verbreiten, indem du Anrufe tätigst oder Texte zur Unterstützung deines*r bevorzugten Kandidat*in verschickst. Wenn du zu einem größeren Engagement bereit bist, schließ dich hauptamtlich einer politischen Kampagne an, ermutige Frauen, die du kennst, für ein Amt zu kandidieren, oder starte deine eigene Kampagne!
6) Kaufe verantwortungsbewusst ein
Egal, ob du deine nächste Flasche Shampoo oder eine neue Jeans kaufst, dein Kaufverhalten kann einen echten Einfluss auf die Umwelt haben – und damit auch auf das Leben von Frauen und Mädchen. Frauen auf der ganzen Welt sind überproportional von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Klimabedingte humanitäre Katastrophen verschlimmern oft bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und machen Frauen und Mädchen anfälliger für Gewalt, Unterernährung und mehr.
Du hast es in der Hand, diese Auswirkungen zu verringern. Einige einfache Möglichkeiten, damit anzufangen:
- Greif zu umweltfreundlichen Produkten und kauf Second Hand Kleidung
- Vermeide den Kauf von Einwegplastik
- Recycle, upcycle oder spende deine Kleidung und andere Dinge
- Ermutige andere, dasselbe zu tun: Lass deine Freunde wissen, warum dein neues nachhaltiges Produkt ein Produkt von einem Fast-Fashion-Händler oder einem Megastore schlägt (das ist so von gestern!)
Weitere Tipps für den Klimaschutz findest du in der Act Now-Kampagne der UN.
7) Unterstütze feministische Bücher, Filme und mehr
Wenn du das nächste Mal in einer Buchhandlung stöberst oder dir einen Filmabend gönnst, solltest du dir etwas ansehen, das von Frauen (und für Frauen) geschrieben oder gedreht wurde.
Filme, Bücher, Zeitungen, Podcasts und andere populäre Medien haben nachhaltige Auswirkungen auf die kulturelle Wahrnehmung von Geschlecht und bieten Frauen eine mächtige Plattform, um ihre Geschichten und Perspektiven zu teilen. Dennoch ist die Film- und Verlagsindustrie nach wie vor stark von Männern dominiert, und populäre Erzählungen stellen Frauen häufig als eindimensionale Charaktere oder Sexobjekte dar – oder schließen sie gänzlich aus. Eine Analyse beliebter Filme in 11 Ländern ergab beispielsweise, dass nur 23 Prozent der Filme eine weibliche Hauptfigur haben – eine Zahl, die sich mit dem Anteil weiblicher Filmemacherinnen (21 Prozent) deckt.
Du kannst die Stimmen der Frauen und Feministinnen, die dieses Narrativ verändern, verstärken, indem du die von ihnen produzierten Medien ansiehst, hörst, liest und in sie investierst.
Nicht sicher, wo du anfangen sollst? Hier sind 12 feministische Bücher, die jede*r lesen sollte.
8) Bring Mädchen ihren Wert bei
Kleine Prinzessin. Empfindlich. Zickig. Bossy.
Noch bevor sie in die Pubertät kommen, tragen Mädchen auf der ganzen Welt bereits verinnerlichte Überzeugungen über ihren Platz, ihren Wert und ihre Rolle in der Gesellschaft in sich. Sie werden häufig als abhängig, verletzlich oder unfähig bezeichnet und aufgefordert, sich anzupassen. .
Es ist schwer, diese Art von Überzeugungen zu verlernen. Deshalb ist es so wichtig, sich schon früh mit ihnen auseinanderzusetzen. Erinnere die Mädchen in deinem Leben daran, dass sie stark und fähig sind und den gleichen Respekt verdienen wie Jungen. Stell sicher, dass sie wissen, dass sie mehr sind als nur ihr Äußeres: Lobe sie für ihre Intelligenz, Stärke, Führungsqualitäten, Sportlichkeit und so vieles mehr.
Ermutige Mädchen, ihre Meinung zu sagen und sich durchzusetzen. Wirke Erzählungen und Sprache entgegen, die sie davon abhalten, dies zu tun: Sag ihnen, dass sie „mutig“ sind, nicht „herrisch“. Zeig ihnen, dass ihre Gedanken wichtig sind, indem du sie nach ihrer Meinung fragst und zuhörst, wenn sie sprechen. Und wenn ihr Eltern oder Lehrer*innen seid , investiert in Spielzeug, Bücher und Filme, die geschlechtsneutral sind. Zeigt Mädchen die Möglichkeiten ihres Potenzials und erlaubt ihnen, so zu spielen, wie sie wollen. Lasst sie wissen, dass es keinen falschen oder richtigen Weg gibt, ein Mädchen zu sein.
9) Hinterfrage, was es bedeutet, „ein Mann zu sein“
Stell dich nicht so an, sei ein Mann. Jungs weinen nicht. Jungs sind eben so.
Auch Jungen leiden unter geschlechterstereotypen Aussagen, die ihnen Emotionen absprechen und sie auffordern, „männlich“ und stark zu sein. Diese toxischen Vorstellungen von Männlichkeit beeinträchtigen Jungen und Männer psychisch und physisch und können die Diskriminierung anderer Geschlechter, z.B. in Form von Misogynie (Frauenfeindlichkeit) sowie Homo- und Transfeindlichkeit, nach sich ziehen. Zeige, dass Männlichkeit auch Verletzlichkeit, Sensibilität, Empathie und andere traditionell „nicht männliche“ Charaktereigenschaften beinhaltet. Sorge für ein Umfeld, in dem sich Jungen und Männer sicher fühlen, wenn sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.
Für viele Menschen ist es schwierig, Geschlechterstereotype und Vorurteile abzulegen. Verinnerliche, dass es keine per se geschlechterspezifischen Spielsachen, Farben oder Charaktereigenschaften gibt. Zeige Kindern ihr Potential und ihre vielfältigen Möglichkeiten, Kind zu sein und sich zu entwickeln.
10) Engagiere dich für eine Sache
Es gibt so viele Dinge, für die du dich engagieren kannst.
Wähle für den Anfang ein Thema zu Gender Equality, das dir am Herzen liegt, und finde eine Gruppe oder Kampagne, die sich diesem Thema widmet. Wenn du es noch nicht getan hast, schließ dich der #GenerationEquality-Kampagne von UN Women an, die Aktivist*innen wie dich vereint, um Geschlechtergleichstellung in dieser Generation zu fordern. Du kannst damit beginnen, indem du unsere Botschaften auf Facebook, Instagram oder Twitter teilst. Auch deine Spende an UN Women Austria kann den Kreislauf der Gewalt durchbrechen, Betroffenen helfen und die wirtschaftliche Inklusion und Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen überall vorantreiben. Und falls du noch nicht Teil der ehrenamtlich Engagierten bei UN Women Austria bist, kannst du dich hier über alle Möglichkeiten informieren, Kontakt zu uns aufnehmen und dich mit anderen Aktivist*innen verbünden.
Sprich auch mit Freund*innen, Kolleg*innen und deiner Familie über Gleichstellungsthemen, mach auf deinen Social Media Kanälen auf Geschlechterungerechtigkeit aufmerksam.
Kollektives Handeln kann auf jeder Ebene funktionieren. Nichts ist zu klein! Der erste Schritt ist es, mitzumachen.
11) Hinterfrage Schönheitsideale
Obwohl Schönheitsideale von Ort zu Ort variieren, fördern sie fast immer eine eingeschränkte, unrealistische Vorstellung von Weiblichkeit. Von Frauen wird oft erwartet, dass sie viel mehr Zeit, Energie und Geld für ihr Äußeres aufwenden als ihre männlichen Gegenstücke. Diese Art von Doppelmoral fördert das Gefühl, dass der Körper einer Frau nicht wirklich ihr eigener ist – dass er ein Objekt ist, das für den öffentlichen Konsum bestimmt ist. Unrealistische körperliche Ideale können sich auch in ernsthaften psychischen und physischen Schäden manifestieren.
Die Werbeindustrie treibt den Umsatz an, indem sie diese Ideale anpreist und die Unsicherheiten ausnutzt, die sie hervorrufen. Denk daran, wenn du an einer Werbetafel vorbeifährst oder in einer Zeitschrift blätterst. Du kannst den Status quo der Werbung in Frage stellen, indem du Unternehmen unterstützt, die Vielfalt in ihrer Werbung zeigen. Erfahre mehr darüber, wie UN Women mit der Werbeindustrie zusammenarbeitet, um durch die Unstereotype Alliance etwas Positives zu bewirken.
Egal welchem Geschlecht du dich zuordnest – schau in den Spiegel und reflektiere die Art und Weise, wie du über dein eigenes Äußeres denkst und sprichst. Versuche dir selbst ein Kompliment zu machen, wenn du dich dabei ertappst, schlecht über dich selbst zu denken. Behandele alle Körper als wertvoll – unabhängig von ihrer Größe, Leistungsfähigkeit oder Hautfarbe – und verurteile Body Shaming, wenn du so etwas mitbekommst.
12) Respektiere die Entscheidungen anderer
Jeder Mensch hat das Recht, Entscheidungen über seinen Körper, sein Wohlbefinden, seine Familie und seine Zukunft zu treffen.
Wenn du dich bei den Entscheidungen anderer unwohl fühlst, frag dich, warum. Überprüfe die Voreingenommenheit, die deine Reaktion auslöst, und berücksichtige die Umstände, durch die sich das Leben dieser Person von deinem unterscheidet. Hör dir ihre Argumente an.
Es ist oft schwer, eine Entscheidung zu verstehen, die du noch nie treffen musstest. Nimm es auf dich, zu lernen und kritisch über die Situationen anderer nachzudenken.