Am 02.12.2020 beehrte uns Katrin Fischer, MA, die seit September dieses Jahres beim Women´s Peace & Humanitarian Fund (WPHF) der Vereinten Nationen (VN) als „Programme Management Specialist“ tätig ist, mit einem Vortrag zum Thema „Der Einsatz gegen Gewalt an Frauen in Konfliktländern – Die EU-UN Spotlight Initiative und der WPHF“.
Katrin Fischer gab einen Überblick über die beachtliche Arbeit des WPHF in Kooperation mit der Spotlight Initiative, die sie im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen in Krisen- und Konfliktländern leisten, insbesondere über die Arbeit der lokalen Organisationen in Afrika.
Der WPHF ist eine globale Partnerschaft zwischen den VN, der Zivilgesellschaft, Gebern und Regierungen und widmet sich folgenden Themen: der Konfliktprävention, Konfliktlösung, Friedensbildung, dem Schutz von Frauen und Mädchen sowie humanitärer Hilfe in Krisensituationen. Als weltweit einziger Finanzierungsmechanismus fördert er ausschließlich lokale und grassroots Frauenorganisationen bei ihrer Umsetzung der Sicherheitsresolution 1325[1]. Als wichtigen Aspekt des WPHFs nannte Frau Fischer sein Ziel solche Organisationen erreichen und fördern zu wollen, die noch nie jemand erreicht hat. Das bringe zwar auch Herausforderungen mit sich wie beispielsweise die Schwierigkeit des Aufbaus von lokalen Organisationen, weil sie sich nicht offiziell registrieren können, den Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten und die mangelnde Anerkennung lokaler Frauenorganisationen als ExpertInnen. Dennoch ist der WPHF stets bemüht Kapazitäten zu stärken, ermutigt erfahrene Organisationen Konsortien mit weniger erfahrenen einzugehen und konnte einige Erfolge verbuchen.
Die Spotlight Initiative ist eine mehrjährige globale Partnerschaft zwischen der Europäischen Union (EU), die die Anfangsfinanzierung von 500 Mio.€ übernommen hat, und den VN mit dem Ziel der Beseitigung aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen bis 2030. Zu ihren inhaltlichen Schwerpunkten zählt die Auseinandersetzung mit:
– häuslicher und familiärer Gewalt,
– sexueller, geschlechtsspezifischer Gewalt und schädlicher Praktiken,
– Femizid und Menschenhandel sowie
– sexueller und wirtschaftlicher Ausbeutung.
Sie arbeitet auch mit zivilgesellschaftlichen, regionalen, lokalen und kleineren Organisationen zusammen.
Seit April 2019 verfolgen die Spotlight Initiative und der WPHF als gemeinsames Ziel die Reduzierung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie „Movement Building“, das bedeutet, dass Organisationen und Projekte – auch grenzüberschreitend – zusammengeführt und zur Zusammenarbeit durch Lenkungsausschüsse veranlasst werden. Dabei wird unter anderem auf gemeinsame Learning Sessions und bereits vorhandenes Wissen – jede Organisation nutzt die Kenntnisse anderer Organisationen – gesetzt. So profitiert beispielsweise die Spotlight Initiative von den Erfahrungen des WPHFs durch seine Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen seit 2016. Zudem erreichen die beiden Partnerschaften gemeinsam eine größere globale Reichweite. Mit einer Budgetausstattung von 7.075.472$ soll ihr Ziel bis Dezember 2022 erreicht werden. Ihre gemeinsamen Partner sind lokale und grassroots Organisationen und zu ihren Kooperationsländern in Afrika zählen die Demokratische Republik Kongo, Liberia, Malawi, Nigeria und Uganda. Frau Fischer stellte uns einige der lokalen Organisationen dort näher vor.
So widmet sich das Women’s Network for Human Rights Advocacy in Uganda dem Gewaltschutz und der Gesundheitsversorgung von Sexarbeiterinnen, die aufgrund ihrer verbotenen Tätigkeit stigmatisiert werden. Einerseits werden diese aufgeklärt und unterstützt, andererseits wird versucht Gesundheitseinrichtungen und lokale Regierungen zu sensibilisieren, um eine Reduzierung der Diskriminierung von Sexarbeiterinnen zu erreichen.
Die Uganda Change Agent Association strebt die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Opfern von Gewalt und eine Gewaltprävention für Schulmädchen an. Durch einfache wirtschaftliche Tätigkeiten wie beispielsweise das Herstellen von Taschen und eine möglichst lange Schulbildung soll dem entsprochen werden. Auch jetzt wo die Schulen teilweise wegen COVID-19 geschlossen sind, werden von der Organisation Unterrichtsmaterialen zur Verfügung gestellt.
Die Extend a Life Initiative ist eine kleine Organisation in Uganda, die mit jungen Müttern, die teilweise Opfer von Gewalt und Vergewaltigungen sind, zusammenarbeitet. Auch diese setzt auf Aufklärungsarbeit und versucht durch Wissensbildung und Stärkung dieser Frauen, diese zu einer selbstbestimmten Lebensführung zu motivieren. Zudem werden sie selbst zu Botschaftern ausgebildet, um andere junge Mütter aufzuklären.
In Liberia gibt es ein Projekt namens „Mobile4Women”, das zur Bekämpfung der Marginalisierung von Frauen sowie sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt auf audiovisuelle Tools setzt aufgrund der hohen Analphabetenrate.
Die Fondation Femme Plus in der DR Kongo startete eine Sensibilisierungskampagne über das Radio. Sie hat sich auf die Förderung von einkommensschaffenden Aktivitäten sowie den Zusammenschluss von Frauen in Genossenschaften und Verbänden fokussiert.
Mehr Details über die Arbeit des WPHFs und der Spotlight Initiative können Sie hier finden:
https://www.spotlightinitiative.org
[1] Die SR-Res 1325 der VN betont die besondere Rolle von Frauen in Krisensituationen sowie die Bedeutung ihrer Gleichberechtigung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Ihre aktive Einbindung bei der Konfliktprävention und in Friedensprozessen wird als wesentlich bei der Förderung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus und für die effektive Gestaltung von humanitärer Hilfe gesehen.