Frauen in Führungspositionen und in der Entscheidungsfindung waren nie dringender vonnöten als heute, sagen führende Frauen aus aller Welt.
Bei einer globalen, virtuellen, generationenübergreifenden Veranstaltung, die gemeinsam von UN Women, der mexikanischen Regierung und dem Council of Women World Leaders in Zusammenarbeit mit dem Generation Equality Forum ausgerichtet wurde, trafen sich weibliche Führungskräfte, um über die Bedeutung einer vielfältigen und inklusiven feministischen Führung zu diskutieren.
Foto: UNMIT/Martine Perret
Im Rahmen der Generation Equality-Kampagne und des Generation Equality Forums veranstalteten UN Women, die Regierung von Mexiko und der Council of Women World Leaders am 17. September 2020 im Zuge der 75. Sitzung der UN-Generalversammlung einen virtuellen generationenübergreifenden Diaog mit führenden Frauen.
Anlässlich des einjährigen Jubiläums der „Leaders for Generation Equality“-Initiative kamen Führungskräfte aus verschiedenen Teilen der Welt zusammen, um zu diskutieren, wie integrative, feministische Führung transformative Veränderungen für die Welt bringen kann.
Die Veranstaltung, die vor dem Hintergrund der globalen Pandemie stattfand, die Leben und Wirtschaft auf der ganzen Welt in Mitleidenschaft gezogen hat, zeigte die Auswirkungen und die Bedeutung vielfältiger, generationenübergreifender Führungsqualitäten in Situationen, in denen viel auf dem Spiel steht. Sie verdeutlichte, wie eine gleichberechtigte Vertretung von Frauen in Entscheidungsprozessen dazu beitragen kann, dass wir uns besser erholen. Die Diskussion ermöglichte es weiblichen Führungskräften – sowohl jungen als auch erfahreneren – ihre Ansätze und Erfahrungen aus der Zeit vor und während des COVID-19-Ausbruchs zu teilen und Empfehlungen für die Zukunft zu geben.
Die Moderatorin Victoria Budson, Gründungsdirektorin des Women and Public Policy Programme an der Harvard Kennedy School of Government, eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass „inklusive Führung Veränderungen für alle Frauen und Mädchen bringen kann“.
Auch die Exekutivdirektorin von UN Women, Phumzile Mlambo-Ngcuka, bekräftigte die Bedeutung einer inklusiven und feministischen Führung.
„Frauen verstehen, wie es ist, ausgeschlossen zu werden und wie wichtig es deshalb ist, einbezogen zu werden“, sagte Frau Mlambo-Ngcuka. „Das motiviert und fordert weibliche Führungskräfte heraus, Platz für mehr Frauen zu schaffen, für unterschiedlichste Frauen, denn es ist nicht zielführend, die erste und einzige Frau bei diesem oder jenem zu sein. Wir brauchen so viele von uns wie möglich, wenn wir die notwendigen Veränderungen erreichen wollen.“
Katrín Jakobsdóttir, die isländische Ministerpräsidentin und Vorsitzende des Council of Women World Leaders, versicherte, dass Vielfalt unter den Entscheidungsträger*innen allen zugute kommt.
„Wenn wir eine vielfältige Führung haben, treffen wir bessere Entscheidungen und sind uns bewusster, dass wir in der Lage sein müssen, uns in andere hineinzuversetzen“, sagte Premierministerin Jakobsdóttir. „Für Führungskräfte ist es am wichtigsten, dass sie mit sehr unterschiedlichen Menschen sprechen können und wissen, dass man immer die Vielfalt als Teil seiner Vision im Auge haben muss, nicht nur in der Führung, sondern in allem, was wir tun.“
Die Innenministerin Mexikos, Olga Sánchez Cordero, machte auf das dringende Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt aufmerksam und auf die Notwendigkeit, das Thema anzugehen, um Frauen weiterhin zu bestärken, eine Führungsrolle zu übernehmen: „Wir müssen eine empathische Haltung gegenüber Frauenbewegungen haben und das Justizsystem stärken, damit Frauen in diesem System eine echte Antwort finden.“
Jugendleiterinnen betonten die dringende Notwendigkeit, die Führung von jungen Frauen und heranwachsenden Mädchen in den Mittelpunkt der Agenda zu stellen, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen, Bedürfnisse und Forderungen laut und deutlich gehört werden. Die teilnehmenden weiblichen Führungskräfte betonten auch die entscheidende Notwendigkeit, nach der Pandemie nicht nur besser, sondern auch verändert wieder aufzubauen.
„Ausschlüsse erzeugen eine höhere Auswirkung in einer globalen Pandemie“, sagte Epsy Campbell, Vizepräsidentin von Costa Rica. „Wir sehen, dass die Gruppen, die zurückgelassen wurden, am stärksten betroffen sind.“
Die Jugendleiterin Alaa Murabit ermutigte ihre Mitstreiterinnen zum dringenden Handeln und rief dazu auf, die bestehenden Probleme, die von COVID-19 aufgedeckt und besonders deutlich gemacht wurden, zu erkennen und anzugehen.
„COVID hat keine neuen Ungleichheiten geschaffen, sondern bestehende Ungleichheiten hervorgehoben und verschärft. Es wurde deutlich, dass Frauen, insbesondere Frauen aus einkommensschwachen Gemeinden, Women of Color und Frauen aus dem Globalen Süden, nicht dasselbe Maß an Macht und Handlungsfähigkeit in ihren Gemeinden haben, und, um ganz ehrlich zu sein, an Schutz und Sicherheit“, sagte Dr. Murabit. „Wenn wir realistisch damit umgehen wollen, wieder etwas Besseres aufzubauen, müssen wir ehrlich darüber sein, was jetzt kaputt ist. Und was kaputt ist, ist, dass wir weiterhin eine Politik schaffen, die einigen wenigen Auserwählten an der Spitze dient, die dazu neigen, überwiegend männlich zu sein, und zwar weiß und männlich.“
Während die Führungskräfte ihre Empfehlungen für konkrete Schritte zur Schließung der geschlechtsspezifischen Lücke bei der Beteiligung von Frauen in Entscheidungsbereichen austauschten, sprach die Gründerin der MeToo-Bewegung Tarana Burke ein weiteres kritisches Thema an – die Anerkennung der Vielfalt der Frauenstimmen sowie deren Anerkennung innerhalb der Frauenbewegungen: „Die Leute reden oft über Vielfalt und darüber, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, aber Frauen sind kein Monolith. Wir müssen uns darauf einigen, dass Frauen auch vielfältiger sein sollten.“
Anika Jane Dorothy, ein Mitglied der Beijing +25 Youth Task Force und Geschäftsführerin des Green Congress of Kenya, erklärte ihre Erwartungen an das Generation Equality Forum: „Ich habe das Gefühl, dass das Generation Equality Forum eine der Plattformen ist, die eine Heimat für die neue Welle junger Feministinnen schaffen kann.“ Der auf der Veranstaltung initiierte Dialog wird das Generation Equality Forum, das 2021 stattfinden soll, weiter anleiten, um sicherzustellen, dass die Führungsrolle von Frauen ganz oben auf der Agenda steht.
Die Veranstaltung zog mehr als 2000 Anmeldungen von Teilnehmerinnen aus aller Welt an und regte einen lebhaften Online-Austausch zwischen den Diskussionsteilnehmerinnen und dem Publikum an. Die Veranstaltung schloss mit einer Blitzrunde, in der jede weibliche Führungskraft einen Aktionsaufruf zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Führung von Frauen an ihre Kolleg*innen und die Welt formulierte.
„Es ist so entscheidend, eine Anhängerschaft aufzubauen“, sagte die Exekutivdirektorin von UN Women, Phumzile Mlambo-Ngcuka. „Seien Sie eine Führungspersönlichkeit mit Anhänger*innen, stellen Sie sicher, dass nicht nur Ihre Handtasche hinter Ihnen steht.“