Foto: Über 300 Kinder profitieren von der Kinderbetreuung und dem Unterricht im Flüchtlingslager Za’atari in Jordanien.
UN Women/ Christopher Herwig
Im Flüchtlingslager Za’atari leben 76.378 Geflüchtete, davon 19.243 Kinder im schulpflichtigen Alter. Um Eltern und Kinder dabei zu unterstützen, ihre Bildung während der COVID-19-Pandemie fortzusetzen, hat UN Women die Zahl der Lehrkräfte für syrische Geflüchtete erhöht, die sich für das anreizbasierte Freiwilligenprogramm Oase angemeldet haben. Eine von ihnen ist Nahid Ali Albuhair, 31, aus Darʿā, Syrien, die ihre Begeisterung für das Unterrichten auf ihr Leben vor dem Konflikt zurückführt. Dies ist ihre Reise der Resilienz zwischen zwei Krisen.
„Im Jahr 2013 tobte der Konflikt in meiner Heimat Rif-Dimashq in der Nähe von Damaskus. Mit meiner sechzigjährigen Mutter und zwei Kindern an meiner Seite musste ich all meine Kraft und meinen Mut zusammennehmen, um die Reise nach Jordanien anzutreten. Tage später kamen wir im Flüchtlingslager Za’atari an.
Am Anfang war es sehr stressig und anstrengend. Ich war die alleinige Versorgerin meiner Familie und wollte vor allem sicherstellen, dass sie ihre Ausbildung fortsetzen können.
Die Flucht aus meinem Land, die Überwindung solch schwieriger Umstände und der Aufbau meines neuen Lebens als Geflüchtete haben mir jedoch nicht den Traum genommen Lehrerin zu werden. Als ich anfing, mich nach der anfangs schweren Zeit im Lager stabiler zu fühlen, beschloss ich, nach Möglichkeiten zu suchen, meinen Lebensunterhalt im Bereich der Bildung zu verdienen.
Vor dem Konflikt habe ich an der Universität von Syrien einen Abschluss in arabischer Literarität erworben und schon während meines Studiums angefangen, Studierende zu unterrichten. Lehrkräfte waren immer meine Vorbilder: der Reichtum, der mit Wissen einhergeht, hat mich inspiriert.
Anfang dieses Jahres habe ich es schließlich geschafft, Lehrerin im Oase-Zentrum von UN Women zu werden. Dort kann ich jeden Tag mehr als 20 Schülerinnen und Schüler unterstützen. Es war ein unglaubliches Gefühl, wieder zurück im Klassenzimmer zu sein.
Wenn ich auf meine Reise als Geflüchtete zurückblicke und jetzt in der Oase arbeite, habe ich erkannt, dass Bildung eines der mächtigsten Werkzeuge ist, um Frauen und Mädchen zu stärken. Dadurch können nicht nur Wissen und Fähigkeiten vermittelt werden, sondern auch das Selbstvertrauen für ihre Rechte einzustehen.
Bildung fördert auch die Gleichberechtigung unter den Schülerinnen und Schülern. Männer und Buben haben einen großen Anteil daran, die Stimmen von Frauen und Mädchen zu stärken. Eine Hand kann nicht klatschen, aber gemeinsam kann alles möglich sein.
Und jetzt, während wir uns mit der COVID-19-Pandemie konfrontiert sehen, ist es entscheidend, dass wir unsere Unterrichtsmethoden anpassen, um sicherzustellen, dass Frauen, Mädchen und Jugendliche auch während des Lockdowns Zugang zu Bildung haben. Ich unterrichte meine Schülerinnen und Schüler weiterhin virtuell, indem ich Videos meiner Lektionen aufnehme und sie an die Eltern der Schülerinnen und Schüler schicke, um sie bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen.
Meine Botschaft an alle Frauen, Männer, Mädchen, Buben und Geflüchtete ist, sich weiterhin für ihre Rechte einzusetzen, ihre Stimme zu erheben und gemeinsam für sie zu kämpfen.“
Nahid Ali Albuhair unterrichtet Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren in Arabisch im UN Women Oase Zentrum im Flüchtlingslager Za’atari, das mit der großzügigen Unterstützung der Regierungen Kanadas, Finnlands, Frankreichs, Islands, Italiens und von Zonta International sowie der nationalen Komitees von UN Women im Rahmen des „Eid bi Eid“-Fondsmechanismus jährlich mehr als 3500 bedürftigen syrischen Geflüchteten Bildungsmöglichkeiten bietet. Ihre Geschichte bezieht sich auf das Sustainable Development Goal (SDG) 16, das Frieden und Sicherheit fördert, das SDG 5 zur Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau sowie das SDG 8, das Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle anstrebt.