Schenken Sie Frauen und Mädchen ein Leben ohne Gewalt
Laut UN Women ist jede dritte Frau weltweit mit Gewalt konfrontiert. Bei unserem Round Table am 6. Dezember 2021 im Rahmen der Orange the World Kampagne befassten wir uns näher mit den Auswirkungen sexueller Gewalt und damit, wie Wut und Verletztheit letztendlich zu einem Einsatz für Überlebende von sexuellen Übergriffen führte. Zu diesem Thema durften wir die Bürgerrechtlerin Amanda Nguyen begrüßen, die seit 2014 für die Rechte von Überlebenden sexueller Übergriffe und Vergewaltigungen kämpft und 2019 für den Friedensnobelpreis nominiert wurde.
Amanda Nguyen hat einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen. Sie studierte an der Harvard University, machte ein Praktikum bei der NASA, arbeitete unter anderem für das U.S. Department of State und trainierte dafür, ihren Traum zu realisieren, Astronautin zu werden.
Doch nach einer Vergewaltigung am College war Amanda zusätzlich zu den Belastungen durch die Tat auch mit dem mangelhaften US-Justizsystem konfrontiert – Erfahrungen, die ihr Leben für immer veränderten. Sie musste feststellen, dass obwohl die Verjährungsfrist von 15 Jahren in Massachusetts galt, das „rape kit“ – also die sichergestellten physischen Beweismittel – ohne einen Antrag auf Verlängerung bereits nach 6 Monaten vernichtet werden, wenn bis dahin keine Anzeige erfolgt. Zu einem Zeitpunkt, zu dem sich viele Überlebende sexueller Übergriffe noch nicht in der Lage sehen, eine Anklage und die Konfrontation vor Gericht durchzustehen, mussten sie sich also bereits mit Fristen und dem Schutz der Beweismittel befassen. Das bewegte Amanda Nguyen dazu sich für Gesetzesänderungen und das Empowerment von Überlebenden von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen einzusetzen. Sie gründete die Non-Profit-Organisation Rise, mit der sie an der Ausarbeitung und Verabschiedung des „Sexual Assault Survivors’ Bill of Rights Act“ mitwirkte. Das Gesetz wurde im Jahr 2016 im US-Kongress verabschiedet und verbesserte die Rechte der Überlebenden beispielsweise dadurch, dass das rape kit für die Dauer der Verjährungsfrist aufbewahrt wird.
Inzwischen hat Rise durch die Initiierung von über 40 Gesetzesreformen in den USA und auf der ganzen Welt zum verbesserten Schutz von Bürgerrechten für mehr als 93 Millionen Menschen beigetragen. Derzeit setzt sich Rise dafür ein, dass die UN-Generalversammlung eine Resolution verabschiedet, die sich mit dem Zugang von Überlebenden von sexueller Gewalt zur Justiz befasst.
Amanda Nguyen setzt sich nicht nur für rechtliche Verbesserungen ein, sondern geht auch gegen gesellschaftliche Stigmatisierungen vor. Sie stellte fest, dass Vergewaltigungsüberlebende oft mit der Frage konfrontiert werden, was sie denn angehabt hätten, als die Tat begangen worden sei. Um dem victim shaming entgegenzuwirken und um sich die Frage „was trägst du“ auch wieder positiv zu eigen zu machen, veranstaltete sie während der New York Fashion Week im Museum of Modern Art eine Mode Show mit Models, die Überlebende sexueller Übergriffe sind. Seit Dezember 2021 wird im UN-Hauptquartier ihre Ausstellung „What Were You Wearing“ ausgestellt, in der Outfits von Überlebenden aus den 5 UN-Regionalgruppen gezeigt werden.
Außerdem rief Amanda Nguyen dazu auf, stärker in den Medien über Gewalt und Rassismus zu berichten, der Menschen mit asiatischen Wurzeln in den USA entgegenschlägt. Das Thema erfuhr starke Aufmerksamkeit, nachdem sich ein Video von ihr auf Instagram wie ein Lauffeuer verbreitete. Ein Beispiel mehr, wie inspirierend ihr Einsatz für Bürgerrechte ist und wie durch Offenlegung von Missständen, Zusammenschluss von Betroffenen und unbeirrbaren Einsatz Verbesserungen und Empowerment erreicht werden können. „No one is powerless if we come together!“