Mag.a Maria Pernegger, Geschäftsführerin Media Affairs

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Die Anzahl der Femizide und Gewaltdelikte gegen Frauen und Mädchen steigt stetig an und wird auch medial breit erfasst. Die Berichterstattung zeigt sich dabei jedoch oft als verharmlosend oder besonders reißerisch. Mag.a Maria Pernegger war während der Orange The World Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, am 5.12.2022, virtuell zu Gast beim Round Table mit dem Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Diskurs“ und präsentierte die durchgeführte Studie zur Berichterstattung über Gewaltdelikte an Frauen und Mädchen.

Mag.a Maria Pernegger ist Geschäftsführerin der Medienagentur Media Affairs und befasst sich als Politik und Medienanalytikerin unter anderem mit dem Einfluss der Berichterstattung auf die öffentliche Meinungsbildung.
 
 
Worüber wird berichtet? Eine Frage, die eingangs in den virtuellen Raum geworfen wurde. Die Statistik spricht für sich: Es wird wenig über Frauen berichtet, aber viel über FrauenmordeWir lesen etwa lediglich 10% über häusliche Gewalt, zumal es extreme Fälle braucht, damit überhaupt berichtet wird.
 

Fest stehen die Problemfelder in der Aufbereitung der Berichterstattung über Gewaltverbrechen: Drama, Nervenkitzel, Thrill, eine Bühne für den:die Täter:in, Erotisierung von Verbrechen, reißerische, voyeuristische Aufmacher, Viktimisierung von Frauen und Unsichtbarkeit von gesellschaftlichen Randgruppen, fehlende Benennung der Tat, unpassendes, unsensibles Wording oder falsche Tatbenennung, OpferTäter:inUmkehr, Verharmlosung und Legitimation der Tat sowie insbesondere die verzerrende und sexualisierte Gewaltberichterstattung. Zur Veranschaulichung dieser Problemfelder kann auf „Gegengelesen“ vom Momentum Institut verwiesen werden.

 
Die Verantwortung liegt bei der Politik. Seit 2019 kam es zu einem stärkeren Fokus von Gewalt gegen Frauen in der politischen Debatte.
 
Darüber hinaus betonte Mag.a Maria Pernegger die relevantesten Unterschiede in der Berichterstattung zwischen Print und Facebook. Ein lässt sich festhalten, dass auf Facebook 50% mehr über häusliche Gewalt als im Print berichtet wird.

Ein Fazit lässt sich aus diesen Beobachtungen ziehen: Obwohl die IstanbulKonvention (Primärprävention) die Medien in Verantwortung zieht, ist so oft von Umständen zu lesen, die ein Mitverschulden der Opfer suggerieren. Taten werden als Beziehungsdramen oder Familientragödien abgetan. Eine klare Deklaration als geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Gewalt ist selten zu finden. Die mediale Darstellung trägt dazu bei, dass das Bewusstsein hinsichtlich Gewalt gegen Frauen und Mädchen noch immer unzureichend ist und Medien hierbei eine zentrale, insbesondere bewusstseinsbildende, Rolle spielen.

Aufklären Mut machen Sensibilisieren, hieß es abschließend als wir nicht nur einige wenige Positivbeispiele in der Berichterstattung erläuterten, sondern auch gemeinsam in die wertvolle Diskussion über die Rolle der Medien in der Gestaltung der gesellschaflichen Wahrnehmung übergingen.