Quelle: UN Women
In vielen Teilen der Welt ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen Opfer von Gewalt werden, mindestens zwei- bis dreimal höher als bei anderen Frauen. Diese traurige Realität wird durch tief verwurzelte Vorurteile verstärkt, die besagen, dass Menschen mit Behinderungen beispielsweise nicht heiraten können und keine Kinder haben sollten. Solche falschen Annahmen führen oft zu sozialer Isolation und negativen Konsequenzen, wie der Fall von Muhindo aus Uganda zeigt.
Muhindos Leben nahm eine dramatische Wendung, als ihre Eltern starben und ein Streit um das Erbe ihres Besitzes ausbrach. Bedroht und eingeschüchtert von männlichen Verwandten fühlte sich Muhindo machtlos, für ihre Rechte einzustehen. Dieses Muster von geschlechtsspezifischer Gewalt ist in Uganda, insbesondere im Zusammenhang mit Landstreitigkeiten, nicht ungewöhnlich. Witwen und Kinder werden oft nach dem Tod des Ehemanns oder Vaters aus ihren Häusern vertrieben, was zu einer doppelten Bedrohung führt: Frauen können nicht nur gewaltsam ihres Besitzes beraubt werden, sondern sind auch ohne Unterkunft und Land besonders anfällig für weitere Gewalt.
Die Situation begann sich für Muhindo zu ändern, als sie an einem Schulungskurs teilnahm, der von der National Union of Women with Disabilities Uganda in Zusammenarbeit mit UN Women im Rahmen der Spotlight-Initiative unterstützt wurde. In diesem Kurs erlangte sie Kenntnisse über Erbschaftsrechte und erkannte, dass sie die alleinige gesetzliche Erbin des Anwesens ihrer Eltern ist. Dieses Wissen gab ihr das Selbstvertrauen, sich ihren Verwandten gegenüber zu behaupten.
„Ich habe erkannt, dass ich als Mensch mit Behinderung alles tun kann, was andere Menschen auch tun können“, betont Muhindo. „Ich kann meine Meinung sagen wie jeder andere Mensch auch. Ich kann Land kaufen und eine Arbeit haben“.
Mutige Frauen stärken ihre Gemeinden: Eine Erfolgsgeschichte aus Uganda und die Rolle der Spotlight-Initiative
Obwohl es über ein Jahr dauerte, gelang es Muhindo, das Land auf ihren Namen umschreiben zu lassen. Heute hat sie einen sicheren Ort zum Leben, genug zu essen und verdient ihren Lebensunterhalt mit dem, was sie anbaut. Sie nutzt ihre gewonnene Selbstsicherheit, um sich aktiv für andere Frauen in ihrer Gemeinde einzusetzen, besonders für Frauen mit Behinderungen. Darüber hinaus ergreift sie die Initiative, geschlechtsspezifische Gewalt durch Aufklärung in einem lokalen Radiosender zu bekämpfen.
„Ich möchte nicht, dass andere Frauen das durchmachen, was ich durchgemacht habe“, sagt sie entschlossen.
Die Spotlight-Initiative, ein umfassendes Programm zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, hat in Uganda seit 2019 fast 300.000 Menschen in Gemeinschaftsprogrammen zu Frauenrechten unterstützt. In Zusammenarbeit mit UN Women und lokalen Organisationen werden Gesetze geändert, um diskriminierende Praktiken in Erbschafts- und Landangelegenheiten zu bekämpfen. Ein Meilenstein wurde im März 2021 erreicht, als das Parlament das Erbschaftsgesetz (Succession (Amendment) Bill) verabschiedete, das das gleiche Recht von Frauen auf Landbesitz offiziell anerkannte.
„Früher habe ich mich unwohl gefühlt, wenn ich etwas sagen wollte, aber nach der Schulung fühlte ich mich gestärkt“, sagt Muhindo.
Ihre Geschichte zeigt, dass durch Bildung, Bewusstseinsbildung und rechtliche Maßnahmen positive Veränderungen für Frauen mit Behinderungen möglich sind, und die Spotlight-Initiative spielt dabei eine entscheidende Rolle in diesem Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
Das Video zu Angela Muhindos Geschichte finden Sie hier!