Am 24. Oktober 2024 durften wir Helin Herlbauer als Gastsprecherin bei unserem Round Table begrüßen und uns dem Thema „Mitigating Gender Bias and Stereotypes” widmen. Helin Herlbauer ist Gender Specialist des Büros der Vereinten Nationen in Wien (UNOV) und des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).

Geschlechtsbezogene Vorurteile und Stereotypen sind tief verwurzelte Herausforderungen, die die Möglichkeiten von Frauen und Männern einschränken und die Ungleichheit in verschiedenen Lebensbereichen perpetuieren. Diese Vorurteile führen oft zu diskriminierenden Handlungsweisen und gesellschaftlichen Erwartungen, wie etwa eine gewisse Rollenverteilung aufgrund des Geschlechts. So werden Männer oft in Führungspositionen gesehen und mit Stärke verbunden, wohingegen Frauen eher eine fürsorgliche Rolle zugewiesen wird. Ein im Vortrag vorgeführtes Experiment zeigt, dass Befragte bei der Position „CEO” eher dazu geneigt sind, an einen Mann zu denken als an eine Frau.

Derartige Voreingenommenheiten und Stereotypen festigen sich oft bereits im jungen Alter, da schon Kinder mit geschlechtsspezifischen Vorstellungen aufwachsen. Umso wichtiger ist es daher, sich bereits in Schulen aktiv gegen die Entstehung von Vorurteilen und Stereotypen einzusetzen und beispielsweise nicht das gängige Bild zu bedienen, dass Frauen schlechter in Mathematik wären. Doch auch in anderen Bereichen besteht dringender Handlungsbedarf, wie Helin Herlbauer erläutert. So hat sich gezeigt, dass ein anonymisierter Auswahlprozess dazu führt, dass mehr Frauen für eine Stelle, Schule oder einen Orchesterplatz akzeptiert werden. Dies verdeutlicht, wie viele Entscheidungen voreingenommen getroffen werden. Es ist daher wichtig, Prozesse zu etablieren, mit denen Voreingenommenheiten minimiert werden können. Zudem bedarf es einer umfassenden Sensibilisierung dafür, dass Voreingenommenheiten vorliegen und in jedem von uns zu einem gewissen Maß verankert sind. 

Als Gender Specialist der UNOV/UNODC betonte Helin Herlbauer wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Aspekte in die Verbrechensverhütung, Stärkung der Justiz, Bekämpfung der organisierten Kriminalität und den Einsatz gegen Drogen einzubeziehen. Essenziell ist es, hierfür nicht weltweit denselben Ansatz zu verfolgen, sondern Rücksicht auf kulturelle Unterschiede zu nehmen. Obwohl das Grundproblem weltweit identisch ist, zeigt es sich in unterschiedlichen Formen und erfordert zur effektiven Lösung eine individuelle Betrachtung. 

Foto: Helin Herlbauer, UNOV/UNODC

Helin Herlbauer stellte im Round Table auch Strategien vor, um geschlechtsbezogene Voreingenommenheiten zu verhindern. So hilft es, in jeder Situation eine Gegenperspektive einzunehmen und sich zu fragen, ob auch eine gegensätzliche Annahme zu demselben Ergebnis führen würde – würde man etwa auch bei einem 30-jährigen männlichen Bewerber den Gedanken hegen, dass dieser bald wegen Kinderbetreuungspflichten seine Arbeitszeiten reduzieren könnte? Auch die Frage, ob die zu einer Person getroffene Annahme nicht eher auf einer generellen Einstellung zu einer Personengruppe basiert und nicht spezifisch dem Individuum geschuldet ist, kann Voreingenommenheiten aufdecken. Zudem sollten stets klare Prozesse und objektive Kriterien festgelegt werden, damit ein Abweichen aufgrund von Voreingenommenheiten verhindert werden kann.

Zusammenfassend betonte Helin Herlbauer, dass das Reduzieren von geschlechtsbezogenen Voreingenommenheiten und Stereotypen kein Problem ist, das nur Frauen trifft. Männer werden dadurch gleichsam benachteiligt, in ihren Möglichkeiten eingeschränkt und müssen daher auch Teil der Lösung sein. Nur gemeinsam kann eine Gleichstellung der Geschlechter gelingen, die die Rechte aller stärkt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden