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Frauen und Mädchen in Afghanistan brauchen unsere Unterstützung
Die folgende Erzählung stammt aus dem von UN Women initiierten digitalen Raum „After August“ und wurde auf Deutsch übersetzt. Die Originalerzählung finden Sie hier. 

„Sie nahmen unser Zuhause, unser ganzes Hab und Gut und schlugen sogar meinen 10-jährigen Sohn.“

 

Foto: Afteraugust.org

„Mein Mann, ein ehemaliger Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsdirektorats in der Provinz Kundus, und ich beschlossen, eine Woche vor der Machtübernahme durch die Taliban gemeinsam ein Haus zu kaufen. Wir waren sehr glücklich mit dieser Entscheidung und genossen ein friedliches und angenehmes Leben mit unserer Familie. Leider war dieses Glück nicht von Dauer. 

Nach dem 15. August 2021, als die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernahmen, wurde allen Frauen befohlen, zu Hause zu bleiben, und ich verlor meinen Job in der Abteilung für Frauenangelegenheiten. Mein Mann musste untertauchen, weil er früher mit staatlichen Sicherheitskräften zu tun hatte, und unser Leben wurde immer schlimmer. Wir haben alles verloren und Verzweiflung und Not überkamen uns. Für uns begann eine dunkle und ungewisse Zeit, die von Angst und Furcht geprägt war. 

Wir waren sehr verängstigt, weil einige Kollegen meines Mannes von den Taliban getötet wurden. Ich nahm mit den Frauen von Kundus an Demonstrationen teil, und wir waren der Gewalt der Taliban ausgesetzt. Mehrmals wurde ich während dieser Proteste von den Taliban identifiziert, und das brachte mich in Gefahr.

Mein Mann hatte keine andere Wahl, als ins Tal zu fliehen und sich der Nationalen Widerstandsfront anzuschließen. Ich blieb allein mit meinen Kindern zurück und kämpfte ums Überleben. Die Taliban schikanierten und bedrohten mich täglich und versuchten, Informationen über den Aufenthaltsort meines Mannes zu erhalten. Sie nahmen unser Zuhause, unser ganzes Hab und Gut mit und schlugen sogar meinen 10-jährigen Sohn, den sie nach einigen Tagen in ihrer Gewalt wieder freiließen.

Ich war gezwungen, nach Kabul zu fliehen und hatte niemanden, der mich unterstützte. Ich verbrachte mehrere Nächte auf der Straße und sammelte Holz und Altpapier von den Straßenrändern, um meine Kinder im kalten Winter warm zu halten. Ich erhielt keine Nachrichten von meinem Mann und weinte jede Nacht. 

Schließlich erhielten wir die erschütternde Nachricht vom Tod meines Mannes, was für mich und meine Kinder ein verheerender Schlag war. Wir dachten, unser Leben sei mit seinem Verlust vorbei. Die traurigste Zeit meines Lebens begann, und ich war nicht einmal in der Lage, seinen toten Körper zu sehen. 

Dann erklärten die Taliban, dass es Frauen nicht erlaubt sei, ohne einen männlichen Begleiter ihr Haus zu verlassen. Aber ich hatte keine andere Wahl als zu arbeiten, weil ich niemanden hatte, der mich und meine Kinder ernähren und versorgen konnte. Ich lebe mit meinen drei Kindern und arbeite als Haushaltshilfe in den Häusern anderer Leute. Meistens bin ich trotz meiner Arbeit gezwungen zu betteln, um meine Kinder zur Schule zu schicken und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.“

„Wie Tausende von afghanischen Frauen bin ich hilflos und vertrieben, ohne Aussicht auf eine sichere Zukunft. Meine Bitte an die internationale Gemeinschaft ist, afghanischen Frauen die Möglichkeit zu geben, zu arbeiten und zu studieren.“