Drei Jahre umfassender Krieg in der Ukraine werfen Fortschritte für Frauenrechte, Sicherheit und wirtschaftliche Chancen um Jahrzehnte zurück
Zum dreijährigen Jahrestag fordert UN Women eine verstärkte Unterstützung für Frauen und Mädchen, angesichts der 6,7 Millionen Frauen, die lebensrettende Hilfe benötigen.
Kyjiw — Drei Jahre massiver Angriffe Russlands auf die Ukraine haben verheerende Auswirkungen auf Frauen und Mädchen: 1.869.000 sind innerhalb des Landes vertrieben, fast 6,7 Millionen Frauen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, und mehr als 3.799 Frauen sowie 289 Mädchen wurden getötet – mit einer Dunkelziffer, die wahrscheinlich weitaus höher liegt, so die Vereinten Nationen.
Der umfassende Krieg hat eine gesamte Generation ukrainischer Frauen zurückgeworfen: Sie sind verstärkt geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt, haben mit steigender Arbeitslosigkeit zu kämpfen, verlieren Einfluss auf Entscheidungen, tragen größere häusliche Lasten und stehen vor einer schweren psychischen Gesundheitskrise.
Geschlechtsspezifische Gewalt, bereits vor dem Krieg hoch, ist seit 2022 um 36 Prozent gestiegen. Kriegstraumata haben zu einem Anstieg von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt sowie zu höheren Depressionsraten bei Frauen und Mädchen geführt. Frauen haben keinen gleichberechtigten Zugang zur Wirtschaft. Im Jahr 2023 machten Frauen 72,5 Prozent der Arbeitslosen aus. Bis 2024 waren nur noch 48 Prozent der vertriebenen Frauen beschäftigt, im Vergleich zu 71 Prozent der Männer. Zudem verdienten Frauen im Jahr 2023 durchschnittlich 41,4 Prozent weniger als Männer – eine Verdopplung des Lohngefälles seit 2021. Die unbezahlte Betreuungs- und Hausarbeit ist angestiegen: Frauen verbringen 2024 wöchentlich 56 Stunden mit Kinderbetreuung, gegenüber 49 Stunden vor dem Krieg. Die Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen hat diese Belastung zusätzlich verschärft.
Trotz der enormen Herausforderungen stehen Frauen an vorderster Front des Widerstands. Sie übernehmen Führungsrollen als humanitäre Helferinnen, in der Zivilgesellschaft, als Gemeinschaftsorganisatorinnen und Unternehmerinnen – heute wird jedes zweite Unternehmen in der Ukraine von einer Frau gegründet. Zudem eröffnen sich neue Möglichkeiten für Frauen in traditionell männlich dominierten Sektoren wie Sicherheit, Transport und Minenräumung.
Mehr denn je seit dem 24. Februar 2022 brauchen Frauen in der Ukraine lebensrettende Hilfe, Unterstützung für den Zugang zu ihren Rechten und Möglichkeiten, aktiv an Entscheidungen über die Zukunft der Ukraine mitzuwirken.
„Die Unterstützung von Gebern für ukrainische, von Frauen geführte Organisationen und Programme ist entscheidend, damit sie weiterhin Gleichstellung, Frauenrechte und Führungsrollen fördern können“, sagt Sabine Freizer Gunes, UN Women-Vertreterin in der Ukraine. „Die volle Beteiligung von Frauen ist essenziell, um die Ukraine als geschlechtergerechte und gender-responsive Gesellschaft wiederaufzubauen – in allen Bereichen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Allein im Jahr 2024 hat UN Women mehr als 180.000 Frauen und Mädchen, die vom umfassenden Krieg in der Ukraine betroffen sind, unterstützt – unter anderem durch den Women Peace and Humanitarian Fund.“
UN Women leistet lebensrettende humanitäre Hilfe, psychosoziale und rechtliche Unterstützung, Schutzmaßnahmen bei konfliktbedingter sexueller Gewalt sowie wirtschaftliche Förderprogramme, um Frauen zu helfen, ein Einkommen für sich und ihre Familien zu sichern. UN Women setzt sich für die Verabschiedung von Gesetzen ein, die den Zugang von Frauen zu Rechten verbessern und ihre bedeutungsvolle Beteiligung an Entscheidungsprozessen und der öffentlichen Politik in der gesamten Ukraine fördern.
UN Women fordert Investitionen in die Stärkung von Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter in allen Wiederaufbau- und Entwicklungsmaßnahmen. Zudem ruft die Organisation zu verstärkter Unterstützung für Frauenrechtsorganisationen und Frauen in Führungspositionen auf, damit sie humanitäre Hilfe leisten, am Wiederaufbau teilnehmen und sich an Friedensprozessen beteiligen können.

In der Region Lwiw in der Ukraine steht eine Frau in ihrem Zimmer in einem Schutzhaus der NGO „Zaporuka“ für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Unterstützung für Frauen in den Schutzunterkünften wird mit technischer Hilfe von UN Women in der Ukraine und mit finanzieller Förderung des Women’s Peace and Humanitarian Fund (WPHF) umgesetzt.
Foto: NGO Zaporuka/Danylo Sekunda.