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Frauen und Mädchen in Afghanistan brauchen unsere Unterstützung

Die folgende Erzählung stammt aus dem von UN Women initiierten digitalen Raum „After August“ und wurde auf Deutsch übersetzt. Die Originalerzählung finden Sie hier. 

Frauen und Mädchen in Afghanistan haben seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 drastische Einschränkungen ihrer Rechte erfahren. Sie sehen sich strengen Beschränkungen in den Bereichen Bildung, Arbeit, reproduktive Rechte und vielen weiteren Lebensbereichen gegenüber. Trotz dieser gewaltigen Hürden zeigen afghanische Frauen weiterhin bemerkenswerte Widerstandskraft und Mut.

„After August“ ist ein digitaler Raum, der genau diese Widerstandskraft dokumentiert. Er teilt die Erfahrungen afghanischer Frauen, die im heutigen Afghanistan leben und gegen diese Unterdrückung kämpfen. Es ist eine Gegenerzählung zu den Maßnahmen der Taliban, die darauf abzielen, afghanische Frauen unsichtbar zu machen.

Das ist Sanjeedas Geschichte:

„Ein Mantel des Schweigens legte sich über Frauen wie mich und verwandelte unsere Häuser in Gefängnisse.“

Foto: Afteraugust.org

„Vor dem 15. August 2021 war mein Leben ganz anders. Ich war eine engagierte Krankenschwester und arbeitete in verschiedenen Kliniken und Krankenhäusern in Nimroz. Mein Beruf war nicht nur meine Leidenschaft, sondern auch meine Lebensgrundlage, um meine vierköpfige Familie zu versorgen und ihre Grundbedürfnisse zu sichern.

Doch nach dem 15. August, als die Taliban an die Macht zurückkehrten, wurde meine Welt auf den Kopf gestellt. Ich musste die harte Realität des Jobverlusts erfahren, da ich keinen männlichen Vormund oder Mahram hatte – eine Voraussetzung, die die Taliban vorschrieben. Als älteste Tochter meiner Familie trug ich die Verantwortung für meine drei jüngeren Schwestern. Mit 35 Jahren hatte ich geheiratet, doch die Ehe endete in einer Scheidung. Mein Mann verlangte von mir, strenge Traditionen zu befolgen und sogar meinen Familiennamen auf seinen zu ändern. Als ich mich weigerte, zerbrach unsere Ehe.

Nach dem 15. August führten die Taliban strenge Bekleidungsvorschriften für Frauen ein. Sie verlangten das Tragen von Gesichtsschleiern und Ganzkörperbedeckungen wie der Burka oder Chadari. Diese Vorschriften waren für mich besonders herausfordernd, da ich aufgrund der emotionalen Belastung meiner Scheidung eine körperliche Behinderung hatte. Mein Körper war teilweise gelähmt, und jeder Schritt war ein Kampf, den ich nur mit Hilfe eines Gehstocks bewältigen konnte.

Obwohl ich mich den Kleidervorschriften beugte, um nicht aufzufallen, blieb ich entschlossen, mich den repressiven Einschränkungen innerlich zu widersetzen. Ich ließ nicht zu, dass mein Wille gebrochen wurde. Doch mein Leben nahm eine weitere unerwünschte Wendung, als die Taliban eine neue Regelung einführten: Weibliche Gesundheitsarbeiterinnen durften nur noch mit einem männlichen Vormund an ihrer Seite arbeiten.

Da ich niemanden hatte, der diese Rolle übernehmen konnte, musste ich die herzzerreißende Entscheidung treffen, meinen geliebten Beruf aufzugeben. Die Enge meines Zuhauses wurde zu meiner neuen Realität, und die Last der Verantwortung drückte schwer auf meinen Schultern. Nun musste ich mich nicht nur um meine drei kleinen Kinder, sondern auch um meinen gelähmten Vater kümmern.

Ein Mantel des Schweigens legte sich über Frauen wie mich und verwandelte unsere Häuser in Gefängnisse, in denen wir eingeschlossen waren – unfähig, unsere Stimmen gegen die unterdrückerische Politik des Regimes zu erheben. Es fühlte sich an, als ob jede neue Vorschrift gezielt darauf abzielte, uns unsere Freiheit und unsere Rechte Stück für Stück zu nehmen. Die Angst war allgegenwärtig, dass die Kontrolle so weit gehen könnte, dass Frauen nicht einmal mehr atmen dürften.

Ich habe überlebt, indem ich Möbel und andere Haushaltsgegenstände verkauft habe, um Essen zu kaufen. Zudem erhalte ich etwas Hilfe von Verwandten und Nachbarn. Es ist nicht viel, aber es hat uns bisher am Leben gehalten.

Ich appelliere an die internationale Gemeinschaft, afghanische Frauen zu unterstützen, weiteres körperliches und psychisches Leid zu verhindern und ihnen in diesen dunklen Zeiten Hoffnung zu geben.“