Fast Facts: 30 Jahre ungleichmäßiger Fortschritt für Mädchen im Jugendalter
Vor dem Internationalen Frauentag hebt ein neuer Bericht von UNICEF, Plan International und UN Women hervor, dass zwar Fortschritte erzielt wurden, diese jedoch nicht ausreichen.
New York, 7. März 2025: Trotz bedeutender Erfolge in Bereichen wie Bildung in den letzten drei Jahrzehnten sind weltweit Millionen von Mädchen im Jugendalter weiterhin von der Schule ausgeschlossen, unzureichend auf die Zukunft vorbereitet, haben eingeschränkten Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsdiensten und sind schädlichen Praktiken wie Kinderehen, weiblicher Genitalverstümmelung, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt.
Ein neuer Bericht mit dem Titel „Girl Goals: What has changed for girls? Adolescent girls‘ rights over 30 years.„ – veröffentlicht von UNICEF, Plan International und UN Women anlässlich des Internationalen Frauentags – untersucht, wie sich das Leben von Mädchen im Jugendalter seit der Pekinger Aktionsplattform von 1995 verändert hat.
Zentrale Fakten aus dem Bericht
Bildung, Ausbildung und digitale Kompetenzen
- Trotz eines Rückgangs der Zahl schulabbrechender Mädchen um 39 Prozent in den letzten 20 Jahren bleiben weltweit 122 Millionen Mädchen ohne Schulbildung.
- Mädchen im Alter von 15-19 Jahren in Sýasien sind dreimal so oft wie Jungen weder in Schule, Arbeit noch Ausbildung.
- Nahezu 4 von 10 Mädchen und jungen Frauen weltweit schließen die Sekundarstufe II nicht ab. Mädchen aus armen ländlichen Verhältnissen und marginalisierten Gemeinschaften haben noch geringere Chancen.
- Obwohl sich die Zahl der Analphabetinnen im Jugendalter fast halbiert hat, können heute fast 50 Millionen Mädchen und junge Frauen keinen einfachen Satz lesen oder schreiben.
- 9 von 10 Mädchen und jungen Frauen in einkommensschwachen Ländern haben keinen Zugang zum Internet; Jungen sind doppelt so häufig online.
Geschlechtsbasierte Gewalt
- Fast jede vierte Jugendliche, die verheiratet oder in einer Partnerschaft war, hat Gewalt durch ihren Partner erfahren. 50 Millionen Mädchen weltweit haben sexuelle Gewalt erlebt.
- Mehr als ein Drittel der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren weltweit halten es für gerechtfertigt, wenn ein Ehemann seine Frau unter bestimmten Umständen schlägt.
Schädliche Praktiken
- Die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung nimmt ab: In Ländern wie Burkina Faso und Liberia hat sich der Anteil der betroffenen Mädchen in den letzten 30 Jahren halbiert. Dennoch müsste die globale Reduktionsrate 27-mal schneller verlaufen, um das Ziel der Abschaffung bis 2030 zu erreichen.
- Heute ist es weniger wahrscheinlich, dass Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag heiraten, verglichen mit vor 25 Jahren. Dennoch heiratet jedes fünfte Mädchen weltweit immer noch im Kindesalter. Die größten Fortschritte gab es in Südasien, während in Lateinamerika und der Karibik in den letzten 25 Jahren kein Fortschritt erzielt wurde.
Gesundheit und Wohlbefinden
- Die Zahl der Geburten durch Mädchen im Jugendalter hat sich in den letzten 30 Jahren weltweit fast halbiert. Dennoch werden 2025 voraussichtlich fast 12 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind zur Welt bringen. Bei den jüngeren Mädchen (10-14 Jahre) wird die Zahl auf über 325.000 geschätzt.
- Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sind weltweit für etwa jede 23. Todesfälle unter Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren verantwortlich.
- Der Anteil untergewichtiger Mädchen im Alter von 10 bis 19 Jahren ist in den letzten drei Jahrzehnten leicht gesunken, von 10 Prozent auf 8 Prozent.
Der Bericht macht den dringenden Handlungsbedarf deutlich, um das enorme Potenzial von Mädchen im Jugendalter freizusetzen und empfiehlt:
- Die Stimmen von Mädchen zu stärken und ihre Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen zu fördern.
- Den Fokus auf Bereiche zu legen, in denen der Fortschritt stagniert – insbesondere Bildung, Kompetenzen und Ausbildung – unter Berücksichtigung neuer globaler Entwicklungen und Einstellungen.
- Auf datenbasierter Grundlage gezielt dort zu investieren, wo die größten Lücken bestehen, und gezielte Maßnahmen im großen Umfang umzusetzen – mit Fokus auf wirtschaftliche Stärkung und die Ausstattung von Mädchen mit den notwendigen Fähigkeiten, Ressourcen und Rechten.
Zitate
„Mädchen im Jugendalter sind eine starke Kraft für globalen Wandel. Mit der richtigen Unterstützung zur richtigen Zeit können sie zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung beitragen und unsere Welt verändern“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Investitionen in entscheidende Bereiche wie Bildung, Kompetenzen, Schutz sowie Gesundheits- und Ernährungsdienste können das Potenzial von Mädchen weltweit freisetzen und Gemeinschaften und Länder stärken.“
Kathleen Sherwin, Chief Strategy and Engagement Officer bei Plan International, ergänzte: „Unermüdliche Bemühungen im Kampf gegen die Geschlechterungleichheit haben dazu geführt, dass Mädchen heute deutlich bessere Bildungschancen haben und seltener im Kindesalter heiraten oder schwanger werden. Es gibt viel zu feiern – doch dieser Fortschritt ist fragil, ungleich und ständig bedroht. Zu viele Mädchen erfahren täglich Diskriminierung und Gewalt, nur weil sie jung und weiblich sind. Unser Einsatz für Gleichberechtigung muss weitergehen, gemeinsam mit Mädchen, Frauen und ihren Verbündeten weltweit.“
„Zu viele Mädchen im Jugendalter erleben weiterhin Gewalt, eingeschränkte Bildungschancen und mangelnde Gesundheitsversorgung. Unser Versprechen, niemanden zurücklassen, erfordert sofortiges Handeln“, sagte Sima Bahous, Exekutivdirektorin von UN Women. „Wir haben viel erreicht, aber der Weg ist noch weit, bis jedes Mädchen die Anerkennung und den Schutz ihres Potenzials erfährt. Die Stärkung aller Mädchen im Jugendalter ist die sicherste Investition in eine nachhaltigere, gerechtere und friedlichere Welt.“