Jedes vierte Land meldet Rückschläge bei Frauenrechten im Jahr 2024
Zum Internationalen Frauentag ruft UN Women alle dazu auf, sich für Rechte, Stärkung und Gleichberechtigung für ALLE Frauen und Mädchen einzusetzen.
Die Rechte von Frauen und Mädchen sind weltweit wachsenden Bedrohungen ausgesetzt – von verstärkter Diskriminierung über schwächere rechtliche Schutzmaßnahmen bis hin zu weniger Finanzierung für Programme und Institutionen, die Frauen unterstützen und schützen.
Der jüngste Bericht von UN Women, „Women’s Rights in Review 30 Years After Beijing“, der im Vorfeld des 50. Internationalen Frauentags der Vereinten Nationen am 8. März veröffentlicht wurde, zeigt, dass im Jahr 2024 nahezu ein Viertel aller Regierungen weltweit einen Rückschlag bei Frauenrechten gemeldet haben.
Trotz bedeutender Fortschritte wurden bisher nur in 87 Ländern Frauen als Staatsoberhäupter gewählt. Zudem wird alle zehn Minuten eine Frau oder ein Mädchen von einem Partner oder einem Familienmitglied getötet. Digitale Technologien und künstliche Intelligenz verbreiten schädliche Stereotype, während die digitale Geschlechterkluft Frauen Chancen verwehrt.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Frauen und Mädchen, die in Konfliktgebieten leben, um besorgniserregende 50 Prozent gestiegen. Verteidigerinnen der Frauenrechte sind täglich Belästigungen, persönlichen Angriffen und sogar Morddrohungen ausgesetzt. Jüngste globale Krisen – darunter COVID-19, der Klimanotstand sowie steigende Lebensmittel- und Energiepreise – verstärken die Dringlichkeit des Handelns.
„Wenn Frauen und Mädchen aufsteigen können, profitieren wir alle. Doch weltweit stehen die Menschenrechte von Frauen unter Beschuss. Anstatt Gleichberechtigung zur Norm zu machen, sehen wir die Normalisierung von Frauenfeindlichkeit. Gemeinsam müssen wir entschlossen dafür einstehen, dass Menschenrechte, Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen und Mädchen weltweit Wirklichkeit werden“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres.
„UN Women setzt sich dafür ein, dass ALLE Frauen und Mädchen weltweit ihre Rechte und Freiheiten uneingeschränkt genießen können“, bekräftigte Sima Bahous, Exekutivdirektorin von UN Women. „Komplexe Herausforderungen stehen der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung von Frauen entgegen, aber wir bleiben standhaft und gehen mit Ehrgeiz und Entschlossenheit voran. Frauen und Mädchen fordern Wandel – und sie verdienen nichts weniger.“
2025 markiert 30 Jahre Fortschritt seit der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform, dem visionärsten Fahrplan für Frauenrechte. Der Bericht „Women’s Rights in Review 30 Years After Beijing“, der auf Beiträgen von 159 Regierungen an den Generalsekretär der Vereinten Nationen basiert, zeigt anerkennenswerte Fortschritte: Seit 1995 wurde die Parität in der Mädchenbildung erreicht, die Müttersterblichkeit ist um ein Drittel gesunken, die Vertretung von Frauen in Parlamenten hat sich mehr als verdoppelt, und diskriminierende Gesetze wurden abgeschafft – mit 1.531 gesetzlichen Reformen zwischen 1995 und 2024 in 189 Ländern und Territorien. Dies beweist, dass Gesellschaften florieren, wenn Frauenrechte geachtet werden.
Dennoch sind erhebliche Anstrengungen erforderlich, um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen und die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen. Daher enthält der heutige Bericht die neue Aktionsagenda „Beijing+30“, eine mutige Roadmap zur Vollendung der begonnenen Arbeit mit folgenden Schwerpunkten:
- Digitale Revolution für alle Frauen und Mädchen: Chancengleichheit beim Zugang zu Technologie, Führungsrollen in der KI und digitalen Innovationen für Frauen, sowie Gewährleistung ihrer Online-Sicherheit und Privatsphäre.
- Freiheit von Armut: Investitionen in umfassenden sozialen Schutz, universelle Gesundheitsversorgung, Bildung und eine robuste Pflegeinfrastruktur, die Millionen von grünen und menschenwürdigen Arbeitsplätzen schafft.
- Null Toleranz gegen Gewalt: Verabschiedung und Umsetzung von Gesetzen zur Beendigung jeglicher Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit gut finanzierten Plänen und Unterstützung lokaler Organisationen.
- Volle und gleichberechtigte Entscheidungsgewalt: Temporäre Sondermaßnahmen wie Geschlechterquoten haben ihre Wirksamkeit bewiesen.
- Frieden und Sicherheit: Vollständige Finanzierung nationaler Pläne für Frauen, Frieden und Sicherheit sowie geschlechtersensible humanitäre Hilfe. Frauenorganisationen, die oft als Erste auf Krisen reagieren, müssen nachhaltige Mittel erhalten.
- Klimagerechtigkeit: Priorisierung der Rechte von Frauen und Mädchen in der Klimaanpassung, Förderung ihrer Führungsrolle und Sicherstellung, dass sie von neuen „grünen Jobs“ profitieren.
In allen diesen sechs Handlungsfeldern ist es entscheidend, junge Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen, um nachhaltigen Erfolg zu sichern. Diese sechs plus eine Maßnahme haben das Potenzial, den Fortschritt bei Frauenrechten zu beschleunigen und die Welt wieder auf Kurs für 2030 zu bringen.
Die Beijing+30-Gedenkfeier und die bevorstehende UN-Kommission zur Stellung der Frau (CSW69) bieten klare Möglichkeiten, diese Aktionsagenda in nationale Politiken, regionale Strategien und globale Vereinbarungen zu verankern.
In einem entscheidenden Jahr für Frauen und Mädchen, das gleichzeitig von Rückschlägen und Krisen geprägt ist, müssen wir Frauenrechte vorantreiben, um eine Welt zu schaffen, in der alle Frauen und Mädchen gleiche Rechte und Chancen genießen. Wir können die erste Generation sein, die in einer wirklich gleichberechtigten Welt lebt.