Politische Führungsrollen im Jahr 2025: Männer dominieren weiterhin

Genf/New York — Neue Daten der Interparlamentarischen Union (IPU) und UN Women zeigen zum Beginn des Jahres 2025, dem 30. Jahrestag der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform, dem wegweisenden UN-Rahmenwerk für Gleichstellung und Frauenrechte, nur begrenzte Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in der politischen Führung.

Laut der Ausgabe 2025 der IPU–UN Women-Karte „Women in politics“ sind Männer in Exekutiv- und Legislativpositionen mehr als dreimal so häufig vertreten wie Frauen. Die Karte zeigt die aktuellen Platzierungen von Frauen in Regierungsämtern und nationalen Parlamenten mit Stand vom 1. Januar 2025.

Während der Frauenanteil im Parlament im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 27,2 Prozent gestiegen ist, ist der Anteil in Regierungspositionen um 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen.

IPU-Präsidentin Tulia Ackson sagte:
„Das Schneckentempo beim Fortschritt der parlamentarischen Repräsentation von Frauen ist alarmierend, selbst nach einem Jahr mit bedeutenden Wahlen. Die weltweiten Unterschiede machen deutlich, dass es in Teilen der Welt ein systemisches Versagen gibt, Gleichstellung in der Politik voranzubringen. Es ist höchste Zeit für entschlossenes Handeln, um diese Barrieren zu durchbrechen und sicherzustellen, dass die Stimmen von Frauen weltweit gleichberechtigt in der Politik vertreten sind. Die Gesundheit unserer Demokratien hängt davon ab.“

Martin Chungong, Generalsekretär der IPU, sagte:
„Der Mangel an Fortschritten bei der Gleichstellung in der politischen Führung ist ein ernüchternder Weckruf. Um Fortschritte zu beschleunigen, braucht es die aktive Beteiligung und Unterstützung von Männern. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, Barrieren abzubauen und sicherzustellen, dass Frauen gleichberechtigt in Führungsrollen vertreten sind, für eine integrativere und stärkere Demokratie.“

Sima Bahous, Exekutivdirektorin von UN Women, erklärte:
„Dreißig Jahre nach der Pekinger Erklärung bleibt das Versprechen der Gleichstellung in der politischen Führung unerfüllt. Der Fortschritt ist nicht nur langsam – er geht zurück. Wir dürfen keine Welt akzeptieren, in der die Hälfte der Bevölkerung systematisch von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen wird. Wir kennen die Lösungen: Quoten, Wahlrechtsreformen und politischer Wille, um systemische Barrieren abzubauen. Die Zeit der halben Maßnahmen ist vorbei, Regierungen müssen jetzt handeln, damit Frauen an jedem Tisch der Macht gleichberechtigt vertreten sind.“

Frauen an der Staatsspitze bleiben die Ausnahme

Frauen führen nur in 25 Ländern als Staatsoberhaupt. Europa ist weiterhin die Region mit den meisten von Frauen geführten Ländern (12).
Obwohl es 2024 historische Premieren gab, darunter erstmals direkt gewählte Präsidentinnen in Mexiko, Namibia und Nordmazedonien, haben 106 Länder noch nie eine Frau als Staatsoberhaupt gehabt.

Rückgang des Frauenanteils unter Minister*innen

Zum 1. Januar 2025 ist der Anteil von Frauen an der Spitze von Ministerien auf 22,9 Prozent gesunken (2024: 23,3 Prozent). Ursache sind Rückgänge in 64 Ländern und Stagnation in weiteren 63 – nur 62 Länder konnten den Anteil steigern.

Nur neun Länder, überwiegend in Europa, verfügen über geschlechterparitätische Kabinette mit mindestens 50 Prozent Frauenanteil:
Nicaragua (64,3 %), Finnland (61,1 %), Island und Liechtenstein (je 60 %), Estland (58,3 %) sowie Andorra, Chile, Spanien und das Vereinigte Königreich (je 50 %). Dies stellt einen Rückgang gegenüber 2024 dar, als noch 15 Länder geschlechterparitätische Kabinette hatten.

Weitere 20 Länder haben einen Frauenanteil von 40 % bis 49,9 % unter den Minister*innen, die Hälfte davon liegt in Europa. In neun Ländern, überwiegend in Asien und im Pazifik, gibt es keine einzige Frau in einem Ministeramt (Anstieg von sieben Ländern im Jahr 2024).

Europa und Nordamerika (31,4 %) sowie Lateinamerika und die Karibik (30,4 %) verzeichnen den höchsten Frauenanteil in Kabinetten.

Dem gegenüber stehen erhebliche Unterrepräsentationen in anderen Regionen, so liegt der Anteil in den Pazifikinseln (ohne Australien und Neuseeland) bei nur 10,2 % und in Zentral- sowie Südasien sogar nur bei 9 %.

Ministerien weiterhin stark geschlechterstereotyp verteilt

Die Verteilung der Ministerien zeigt weiterhin ein deutliches Gender-Bias:
Frauen werden vor allem in Politikfeldern wie Gleichstellung, Menschenrechte und Soziales eingesetzt. Einflussreiche Bereiche wie Außenpolitik, Finanzen, Inneres oder Verteidigung bleiben weitgehend in männlicher Hand.

Ressortbereich % Frauen
Frauen- und Gleichstellungsfragen 86,7 %
Familie und Kinder 71,4 %
Soziale Inklusion und Entwicklung 55,6 %
Soziale Sicherung und Sozialschutz 42,1 %
Außenpolitik 17,8 %
Finanz- und Steuerpolitik 16,4 %
Inneres

13,2 %

Verteidigung 13,0 %

Auch wenn Frauen hier unterrepräsentiert sind, zeigen neue Daten einen wachsenden Anteil an Ministerinnen in weiteren wichtigen Bereichen wie Kultur (35,4 %), Bildung (30,6 %) und Tourismus (30,5 %).

Stillstand beim Frauenanteil in Parlamenten

Die Karte ergänzt den jährlichen IPU-Bericht „Frauen in Parlamenten“, der zeigt: Trotz 2024 als „Superwahljahr“ war der Fortschritt hin zu mehr weiblicher Repräsentation der langsamste seit 2017.

Die Daten zeigen auch deutliche regionale Unterschiede:

  • Amerika hat den höchsten Anteil weiblicher Abgeordneter (34,5 %) sowie Parlamentspräsidentinnen (33,3 %).
  • Europa folgt mit 31,8 % weiblicher Abgeordneter und 30,4 % Präsidentinnen.
  • Naher Osten und Nordafrika bilden das Schlusslicht: nur 16,7 % weibliche Abgeordnete und derzeit keine Parlamentspräsidentin.

Ein Lichtblick: Die Gesamtzahl weiblicher Parlamentspräsidentinnen stieg auf 64 von 270 Positionen (23,7 %), gegenüber 62 von 273 im Jahr 2023 (22,7 %). Der Anteil weiblicher Vizepräsident*innen in Parlamenten liegt nun bei 32,6 %, gegenüber 28,9 % im Jahr 2023.

Die neue IPU–UN Women-Karte „Frauen in der Politik“ wurde im Rahmen der 69. Sitzung der Kommission für die Stellung der Frau (CSW) vorgestellt – dem größten UN-Treffen zur Gleichstellung der Geschlechter.