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Frauen und Mädchen in Afghanistan brauchen unsere Unterstützung

Die folgende Erzählung stammt aus dem von UN Women initiierten digitalen Raum „After August“ und wurde auf Deutsch übersetzt. Die Originalerzählung finden Sie hier. 

Frauen und Mädchen in Afghanistan haben seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 drastische Einschränkungen ihrer Rechte erfahren. Sie sehen sich strengen Beschränkungen in den Bereichen Bildung, Arbeit, reproduktive Rechte und vielen weiteren Lebensbereichen gegenüber. Trotz dieser gewaltigen Hürden zeigen afghanische Frauen weiterhin bemerkenswerte Widerstandskraft und Mut.

„After August“ ist ein digitaler Raum, der genau diese Widerstandskraft dokumentiert. Er teilt die Erfahrungen afghanischer Frauen, die im heutigen Afghanistan leben und gegen diese Unterdrückung kämpfen. Es ist eine Gegenerzählung zu den Maßnahmen der Taliban, die darauf abzielen, afghanische Frauen unsichtbar zu machen.

Das ist Arezos Geschichte:

Ich habe alles verloren: meine Identität, meine Arbeit, meine Freiheit“.

Foto: Afteraugust.org

 „Ich habe 25 Jahre Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Literatur. Ich bin Dichterin und Schriftstellerin und habe viele Bücher veröffentlicht. Außerdem bin ich zivilgesellschaftliche Aktivistin und Friedensbotschafterin. Ich habe eine kulturelle Organisation für Frauen in meiner Provinz gegründet, über die ich Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen geschaffen, Frauen und Mädchen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, unterstützt und das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Diskriminierung geschärft habe.

Als ich als Gender-Beraterin für die Regierung und als Friedensbotschafterin tätig war, habe ich zahlreiche Treffen und Workshops in meiner Provinz abgehalten – mit unterschiedlichen Gruppen von Männern und Frauen, sowohl in der Stadt als auch in den Bezirken.

Jetzt habe ich keine Arbeit mehr. Ich führe lediglich Treffen und Gruppendiskussionen mit Frauen und Mädchen durch, denn als ältere Frau und Aktivistin kennen mich viele Frauen und möchten in Kontakt bleiben; deshalb treffe ich mich mit ihnen bei mir zu Hause.

Ich ermutige Frauen und Mädchen nur, Geduld zu haben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Gute Tage werden kommen und alles wird wieder so sein wie früher. Wir werden unsere Arbeit zurückbekommen und die Türen von Schulen und Universitäten werden sich wieder für Mädchen öffnen.

Gleichzeitig habe ich Angst: Wenn unsere neue Generation vom Bildungswesen ausgeschlossen bleibt – wie wird dann ihre Zukunft aussehen? Ehemalige Regierungsangestellte werden weiterhin arbeitslos und bedroht bleiben, so wie jetzt. Wir können uns unsere Zukunft in Afghanistan nicht einmal mehr vorstellen. Ich habe meine eigene Organisation, aber ich habe keine Genehmigung, über diese Organisation für Frauen tätig zu sein. Ich bekomme Anrufe und Hilfegesuche von Frauen und Mädchen, aber ich kann nichts tun. Der plötzliche Wandel in meinem Land macht mir Angst, und alle Frauen haben 20 Jahre Fortschritt verloren. Ich versuche, im Hintergrund zu bleiben, weil ich nicht will, dass meine Familie wegen meiner Aktivitäten in Schwierigkeiten gerät oder bedroht wird.

Seit dem 15. August versuche ich, meine Aktivitäten für Frauen und Mädchen fortzusetzen. Ich habe mich mit den De-facto-Behörden (DFA) getroffen und ihnen meine Arbeit erklärt. Ich habe ihnen versichert, dass ich eine muslimische Frau bin und alle Aspekte des Islam kenne. Ich habe noch keine Genehmigung von der DFA erhalten, aber ich werde es weiter versuchen.

Ich will die Hoffnung nicht verlieren, aber manchmal belastet mich die Situation psychisch so sehr, dass ich alles hinter mir lassen möchte – auch das Land.

Ich hoffe, dass afghanische Frauen und Mädchen wieder eine Erlaubnis für Bildung bekommen, und ich hoffe, dass sich unsere derzeit unklare Zukunft ändern wird. Die internationale Gemeinschaft sollte islamische Länder auffordern, mit der DFA zu sprechen und sie nach islamischen Regeln und Gesetzen zu überzeugen, afghanischen Frauen und Mädchen das Recht auf Bildung und Arbeit zu geben. Der Islam gibt uns das Recht zu arbeiten, uns politisch zu engagieren und eine Ausbildung zu erhalten. Wir sind die Hälfte unseres Landes und können eine bedeutende Rolle in der Entwicklung und Wirtschaft des Landes spielen.“