Pressebriefing von UN Women zum Zusammenbruch der Waffenruhe in Gaza und den verheerenden Auswirkungen auf Frauen und Mädchen

Maryse Guimond, Sonderbeauftragte von UN Women in Palästina, sprach aus Jerusalem im Palais des Nations über die katastrophalen Folgen für Frauen und Mädchen nach dem Ende einer fragilen Waffenruhe in Gaza.

Das Ende der ohnehin fragilen Waffenruhe in Gaza hat verheerende Konsequenzen für Frauen und Mädchen. Allein vom 18. bis zum 25. März, in nur acht Tagen, wurden 830 Menschen getötet, darunter 174 Frauen und 322 Kinder. Weitere 1.787 Menschen wurden verletzt.

Ich möchte das aufschlüsseln, denn das sind nicht einfach nur Zahlen, das sind Menschen: An jedem einzelnen Tag zwischen dem 18. und dem 25. März wurden im Durchschnitt 21 Frauen und über 40 Kinder getötet. Das ist kein „Kollateralschaden“, das ist ein Krieg, in dem Frauen und Kinder die größte Last tragen. Sie machen fast 60 Prozent der jüngsten Opfer aus, ein erschütternder Beweis für die wahllose Natur dieser Gewalt.

Ein Kind erholt sich im Al-Mamdani-Krankenhaus im Gazastreifen. Ihr Zuhause wurde zwei Tage nach der Wiederaufnahme der Militäroperationen in der Region von einem Luftangriff getroffen. März 2025. Foto: UNICEF/UNI766877/Mohammed Nateel

Was wir von unseren Partnern und den Frauen und Mädchen, die wir unterstützen, hören, ist ein eindringlicher Appell: „Beendet diesen Krieg, lasst uns leben.“ Es geht ums nackte Überleben – um das eigene und das der Familien. Denn, wie sie sagen: Es gibt einfach keinen sicheren Ort. Viele sagen uns, dass sie sich nicht mehr fortbewegen werden – weil es sowieso keinen sicheren Ort mehr gibt.

Wie eine Frau aus Deir al-Balah kürzlich zu uns sagte: „Meine Mutter sagt: ‚Der Tod ist derselbe – ob in Gaza-Stadt oder in Deir al-Balah… Wir wollen einfach nur zurück nach Gaza.’“ Dieses Gefühl teilen viele andere Frauen, mit denen ich bei meinem letzten Besuch im Januar und Februar sprechen konnte.

Eine andere Frau aus Al-Mirak erzählt uns: „Wir kleben an den Nachrichten. Das Leben steht still. Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen, wie gelähmt. Wir können nicht weg. Mein Gebiet ist abgeschnitten. Ich habe panische Angst, getroffen zu werden – jedes erdenkliche Horrorszenario spielt sich in meinem Kopf ab.“ So kann man nicht leben.

Seit dem 2. März ist die humanitäre Hilfe durch die israelischen Behörden gestoppt worden. Und seit dem Wiederbeginn der israelischen Bombardierungen am 18. März sind die Menschen erneut in Lebensgefahr.

Die Waffenruhe – so kurz sie auch war – verschaffte etwas Luft zum Atmen. Während dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, einige unserer Partnerorganisationen zu besuchen, die versuchten, ihre Büros in Gaza-Stadt mit den wenigen verfügbaren Materialien zu reparieren. Ich sah Nachbarn, die gemeinsam Schutt aus ihren Straßen räumten, hörte Kinder spielen. Ich traf Frauen, die vorsichtige Hoffnung auf Frieden und Wiederaufbau äußerten. Ich sah Tausende Menschen auf den Straßen zurück nach Gaza-Stadt.

Und jetzt ist diese Hoffnung verschwunden. Seit nunmehr 539 Tagen verwüstet dieser unerbittliche Krieg Gaza, zerstört Leben, Häuser und Zukunftsperspektiven. Das ist nicht nur ein Konflikt, es ist ein Krieg gegen Frauen, gegen ihre Würde, ihre Körper, ihr Überleben. Frauen wurden ihrer grundlegenden Rechte beraubt und gezwungen, in einer Realität zu existieren, in der Verlust ihr einziger Begleiter ist. Insgesamt wurden mehr als 50.000 Menschen getötet und über 110.000 verletzt.

Tausende vertriebene Familien, hauptsächlich aus dem Norden Gazas, leben nun hier in der Omar-Al-Mokhtar-Straße in Gaza-Stadt. Viele waren während der Waffenruhe gerade erst in ihre Häuser zurückgekehrt, wurden jedoch nach der Wiederaufnahme der Bombardierungen erneut vertrieben. März 2025. Foto: UNICEF/UNI766997/Mohammed Nateel

Es ist entscheidend, die Rechte und die Würde der Menschen in Gaza zu schützen, insbesondere die der Frauen und Mädchen, die die Hauptlast dieses Krieges tragen. Frauen sehnen sich verzweifelt danach, dass dieser Albtraum endet. Doch das Grauen geht weiter, die Gräueltaten nehmen zu und die Welt scheint nur zuzusehen, als sei das alles normal geworden. Wie wir in diesen 18 Monaten des Krieges gesehen haben, spielen Frauen eine entscheidende Rolle in Krisenzeiten. Doch nach all dieser Zeit sprechen sie davon, in einem endlosen Albtraum gefangen zu sein.

Dieser Krieg muss enden. Ich, und viele andere, haben diesen Appell unzählige Male wiederholt und die Stimmen der Frauen in Gaza verstärkt. Doch die Zerstörung geht weiter.

Was werden wir künftigen Generationen sagen, wenn sie uns fragen? Dass wir es nicht wussten? Dass wir es nicht gesehen haben?

Das humanitäre Völkerrecht muss eingehalten werden. Die Systeme, die wir zum Schutz der Menschlichkeit geschaffen haben, müssen respektiert werden. Alle Menschen müssen gleich behandelt werden. Dieser Krieg zerstört grundlegende Werte und Prinzipien.

Als UN Women schließen wir uns dem dringenden Appell des UN-Generalsekretärs an, die Waffenruhe zu respektieren, ungehinderten humanitären Zugang wiederherzustellen und die verbleibenden Geiseln sowie alle willkürlich Festgehaltenen sofort und bedingungslos freizulassen.

Danke.