Zwei Jahre unermüdlicher Konflikt im Sudan haben die weltweit schlimmste humanitäre Krise für 6 Millionen vertriebene Frauen und Mädchen ausgelöst

Die Zahl der Menschen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt, einschließlich sexualisierter Gewalt, bedroht sind, hat sich seit Beginn des Krieges verdreifacht und liegt nun bei über 12 Millionen.

New York / Port Sudan – Sudanese Frauen und Mädchen tragen die Hauptlast einer Krise, die am 15. April in ihr drittes Jahr geht. Sie sind mit akuter Ernährungsunsicherheit, alarmierenden Raten geschlechtsspezifischer Gewalt sowie eingeschränktem Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Erwerbsmöglichkeiten konfrontiert. Sie machen den Großteil der 12 Millionen Vertriebenen im In- und Ausland aus.

Im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts WE-RISE, das von UN Women und der Italienischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit geleitet wird, erhielten Frauen in Ost-Sudan landwirtschaftliche Betriebsmittel sowie Schulungen zu Wertschöpfungsketten, Vermarktung, Frauenrechten, Gewalt gegen Frauen und Bildung. Oktober 2024. Foto: UN Women / Muna Elsadaty.

In weniger als zwei Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht sind, auf 12,1 Millionen verdreifacht. Fälle konfliktbedingter sexualisierter Gewalt werden weiterhin stark unterberichtet, doch Hinweise deuten auf deren systematische Anwendung als Kriegswaffe hin. Im Zuge der eskalierenden Gewalt erleben Frauen und Mädchen in den am stärksten betroffenen Gebieten extreme Ernährungsunsicherheit und eine sich verschärfende Hungerkrise, vor allem aufgrund ihres begrenzten Zugangs zu Lebensmitteln, lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen.

Da 80 Prozent der Krankenhäuser in den Konfliktgebieten nicht funktionieren, ist die Müttersterblichkeit stark angestiegen, und der Zugang von Frauen zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung ist massiv eingeschränkt. 80 Prozent der vertriebenen Frauen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, aus Gründen der Erschwinglichkeit, der Sicherheit und der weiten Wege.

Trotz dieser Herausforderungen haben Frauen Verantwortung übernommen, als wichtige Akteurinnen im humanitären Einsatz und als Friedensbotschafterinnen. Sie fordern 50 Prozent Repräsentation an den Verhandlungstischen, geleitet von der Kampala Feministischen Erklärung, einem wegweisenden Dokument von 49 frauengeleiteten Organisationen.

„Frauen im Sudan erleiden die schwersten Formen von Gewalt – insbesondere sexualisierte Gewalt – und werden gleichzeitig systematisch von Friedensprozessen ausgeschlossen“, sagte Anna Mutavati, UN Women Regionaldirektorin für Ost- und Südafrika. „Dieser Ausschluss besteht trotz überzeugender Belege für ihre transformierende Rolle in der politischen Entwicklung des Sudan. Ihre Stärke ist bemerkenswert, aber sie dürfen diese Krise nicht alleine bewältigen müssen. Wir fordern alle Beteiligten, Regierungen, Geber, internationale Gemeinschaft, zu entschlossenem Handeln auf: Beendet den Konflikt, stärkt die Stimmen von Frauen im Friedensprozess und sorgt für Gerechtigkeit. Sudanese Frauen verdienen nicht nur das bloße Überleben, sondern die Würde, ihr Leben neu aufzubauen und zu gedeihen.

In den vergangenen zwei Jahren hat UN Women mit über 60 frauengeleiteten Organisationen zusammengearbeitet und mehr als 15.000 Frauen in besonders betroffenen Gebieten im Sudan erreicht – mit Hilfsgütern, wichtigen Dienstleistungen und Schulungen. Durch Programme des Women’s Peace and Humanitarian Fund (WPHF) erhielten vertriebene Frauen Zugang zu sicheren Unterkünften, psychologischer Betreuung und rechtlicher Hilfe. Sie konnten außerdem an Entscheidungsprozessen teilnehmen und ihre Stimmen auf lokaler und internationaler Ebene einbringen. Dennoch ist der Bedarf immens, und zusätzliche Finanzierung ist dringend notwendig, um die Unterstützung auszuweiten.

UN Women ruft mit Nachdruck zur Wiederherstellung des Friedens und zur sofortigen Beendigung aller Formen geschlechtsspezifischer Gewalt auf – sowie zur Rechenschaftspflicht für die Täter. Lokale Frauenorganisationen müssen ausreichend Ressourcen erhalten, um ihre Gemeinschaften zu schützen und zu stärken. Die Stimmen von Frauen müssen im Mittelpunkt jeder Friedensverhandlung stehen. Nur wenn wir gemeinsam handeln und Frauen ins Zentrum des Wiederaufbaus stellen, kann der Sudan heilen und eine gerechtere, stabilere Zukunft anstreben.