JETZT SPENDEN
Frauen und Mädchen in Afghanistan brauchen unsere UnterstützungDie folgende Erzählung stammt aus dem von UN Women initiierten digitalen Raum „After August“ und wurde auf Deutsch übersetzt. Die Originalerzählung finden Sie hier.
Frauen und Mädchen in Afghanistan haben seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 drastische Einschränkungen ihrer Rechte erfahren. Sie sehen sich strengen Beschränkungen in den Bereichen Bildung, Arbeit, reproduktive Rechte und vielen weiteren Lebensbereichen gegenüber. Trotz dieser gewaltigen Hürden zeigen afghanische Frauen weiterhin bemerkenswerte Widerstandskraft und Mut.
„After August“ ist ein digitaler Raum, der genau diese Widerstandskraft dokumentiert. Er teilt die Erfahrungen afghanischer Frauen, die im heutigen Afghanistan leben und gegen diese Unterdrückung kämpfen. Es ist eine Gegenerzählung zu den Maßnahmen der Taliban, die darauf abzielen, afghanische Frauen unsichtbar zu machen.
Das ist Adelas Geschichte:
„Ich hatte Angst, die Taliban würden sie mir wegnehmen“.
Foto: Afteraugust.org
,,Vor August 2021 war ich Lehrerin. Nach August 2021 durfte ich die bittere Erfahrung machen, als Frau in einer traditionalistisch-patriarchalen Gesellschaft zu leben, und ich nahm zusammen mit anderen Frauen an einer selbstorganisierten Mai-Demonstration gegen das Taliban-Regime in Afghanistan teil.
Als die Taliban im August zum zweiten Mal die Macht ergriffen, fürchtete ich, wir würden in die Vergangenheit zurückgeworfen werden. Ich fürchtete die Schließung von Mädchenschulen durch die Taliban, das Verbot für Frauen zu arbeiten und das Steinigen von Frauen in der Öffentlichkeit. Einige meiner größten Ängste sind inzwischen Wahrheit geworden.
Einige Wochen nach dem Fall von Kabul ging ich auf die Straße, um mich den Taliban entgegenzustellen. Ich ging hin, um für meine Menschenrechte und die Rechte meiner Mutter, meiner Schwester, meiner Tochter und vieler anderer Schülerinnen, die mich als Vorbild sahen, zu kämpfen. Ich umarmte jeden Tag meine zwei Kinder. Ich fürchtete, die Taliban würden sie mir wegnehmen. Doch trotz dieser Angst ging ich jeden Tag aufs Neue, bewusst, verantwortlich und ehrlich, auf die Straße, um etwas ebenso hart für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit zu tun.
Hunderte von Frauen schlossen sich uns in Kabul, Parwan, Kapisa, Panjshir, Takhar, Badakhshan, Helmand, Kandahar, Masar und an vielen anderen Orten an. Professoren, Ärztinnen, frühere Regierungsmitarbeiter, Menschenrechtsaktivistinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft — sie alle kamen als von der Rückkehr der Taliban betroffene Frauen zusammen, um unsere Menschenrechte einzufordern und das Vorgehen der Taliban aufzuhalten, das unsere Arbeitsmöglichkeiten, den Zugang zu Bildung sowie das Ausüben unserer individuellen Bewegungs- und Redefreiheit einschränkt.
Im Laufe dieser Auseinandersetzung wurden wir bedroht, schikaniert, geschlagen und sogar inhaftiert. Ich werde niemals Furozans abgetrennten Kopf, Nargis’ gebrochenen Schädel, Medinas verbranntes Gesicht, Marjans verletztes Auge oder die grausame Verhaftung vieler anderer Frauen vergessen. Auch die Tausenden von Frauen in Taliban-Gefängnissen, deren Identität unbekannt ist, werden niemals in Vergessenheit geraten.
Die Taliban umstellten uns viele Male und versuchten, uns mit Elektroschocks oder Pfefferspray aufzuhalten, aber wir griffen trotz allem weiter zum Gewehr — mit bloßen Händen — und setzten unsere Proteste fort.
Einmal trat mich ein Taliban-Kämpfer so hart, dass ich zu Boden fiel. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich glaubte, meine Kräfte würden mich verlassen, doch ich stand wieder auf und schrie umso lauter: ‚Brot, Arbeit, Freiheit!‘
Ich werde niemals zum Schweigen gebracht werden, wenn das Unrecht geschieht. Es ist meine menschliche Pflicht und Verantwortung … und ich hoffe, niemals dem grausamen Vorgehen nachzugeben. Meine Stimme soll keine politische, sondern die einer Menschlichkeit sein.
Aus dieser Gefangenschaft heraus strebe ich den Sieg der Freiheit an, und ich werde weiter für eine bessere Zukunft für mein Land kämpfen.“