15 Jahre, 15 Fakten: Herausforderungen und Lösungen für Geschlechtergerechtigkeit

UN Women begeht sein 15-jähriges Bestehen mit einem dringenden Appell zu mutigem Handeln und entschlossenem Fortschritt für die Gleichstellung der Geschlechter. Im Jahr des 15. Jubiläums von UN Women hat die Welt zwar bedeutende Fortschritte in der Gleichstellung der Geschlechter erlebt, Fortschritte, die das Leben von Frauen und Mädchen weltweit verändert haben, doch der Kampf um Gleichberechtigung gerät zunehmend ins Stocken.

Eine Umfrage vom März 2025 zeigt, dass die Sorge über mangelnde Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit um 60 Prozent gestiegen ist. Daten von UN Women aus über 150 Regierungsberichten zeigen, warum: In fast jedem vierten Land gibt es einen Rückschritt bei den Frauenrechten. Geschlechtsspezifische Gewalt nimmt zu. Die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern wird größer. Und mehr als 600 Millionen Frauen und Mädchen leben inzwischen in der Nähe von Konfliktzonen.

Das Programm „One Win Leads to Another“ (OWLA) stärkte durch Sport die Führungskompetenzen von 2.000 Mädchen und jungen Frauen in Brasilien und 1.200 in Argentinien. Im April 2024 entwickelten 15 junge Anführerinnen aus Pedra de Guaratiba in Brasilien Vorschläge, um politische Entscheidungsträger dazu zu bewegen, das Recht von Mädchen und Frauen auf Sport zu garantieren. Foto: UN Women / Rossana Fraga

Dieser historische und zugleich prekäre Moment droht, mühsam errungene Fortschritte zunichtezumachen. Die bisherigen Erfolge dürfen nicht als selbstverständlich betrachtet werden. 2025 – 30 Jahre nach der Pekinger Erklärung und Plattform für Handlung und 25 Jahre nach der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats – ist die Zeit gekommen für mutige Führung und entschlossene Verpflichtung, die Versprechen der Agenda 2030, der Ziele für nachhaltige Entwicklung, der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ sowie der Pekinger Plattform einzulösen.

Zum Jubiläum bekräftigt UN Women sein Engagement für die vier Milliarden Frauen und Mädchen weltweit – und ruft zu diesen 15 Maßnahmen auf:

1. Rückschritte bei Frauenrechten bekämpfen
Fakt: 2024 meldete fast jedes vierte Land Rückschritte bei Frauenrechten.
Lösung: Politischer Wille ist entscheidend, um gesetzliche, politische und finanzielle Systeme zu stärken, die Gleichstellung aktiv fördern, nicht zu behindern.

2. Konflikte beenden
Fakt: 2023 lebten rund 612 Millionen Frauen und Mädchen weniger als 50 km von einer Konfliktzone entfernt – über 50 % mehr als vor zehn Jahren.
Lösung: Investitionen in Konfliktprävention, Mediation und Friedenssicherung müssen erhöht werden.

3. Frauen in Friedensprozesse einbinden
Fakt: Frieden hält länger, wenn Frauen mit am Tisch sitzen – doch zwischen 2020 und 2023 waren bei 8 von 10 Friedensverhandlungen und 7 von 10 Vermittlungen keine Frauen beteiligt.
Lösung: Konfliktparteien und Vermittler müssen globale Zusagen zur gleichberechtigten Beteiligung von Frauen einhalten.

4. Armut beenden
Fakt: Eine von zehn Frauen und Mädchen lebt in extremer Armut (unter 2,15 USD pro Tag). Bei aktuellem Tempo dauert es 137 Jahre, dies zu beenden.
Lösung: Regierungen sollten soziale Sicherungssysteme wie Bargeldhilfen, bezahlten Mutterschaftsurlaub und stabile Rentensysteme ausbauen.

5. Ernährungssicherheit für Frauen sicherstellen
Fakt: Kleinbäuerinnen (oft Frauen) erzeugen ein Drittel der Welt-Nahrungsmittel, doch 47,8 Millionen mehr Frauen als Männer sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Lösung: Gesetze und Politik müssen geschlechtsspezifische Lücken in Landwirtschaft und Lohn schließen, um 45 Millionen Menschen aus der Unsicherheit zu befreien.

6. Gewalt gegen Frauen beenden
Fakt: Alle zehn Minuten wird eine Frau oder ein Mädchen von einem Partner oder nahen Angehörigen getötet – 2023 waren es 85.000.
Lösung: Gesetzgebung stärken, Daten erfassen, Nulltoleranz durchsetzen und Frauenrechtsorganisationen ausreichend finanzieren.

7. Zugang von Frauen zur Wirtschaft fördern
Fakt: Frauen leisten 2,5-mal mehr unbezahlte Pflegearbeit als Männer, darunter täglich 250 Millionen Stunden fürs Wasserholen – dreimal mehr als Männer und Jungen.
Lösung: In Pflegeinfrastruktur investieren – damit könnten bis 2035 weltweit 300 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden.

8. Gender Pay Gap beseitigen
Fakt: Frauen verdienen im Schnitt 20 % weniger für gleichwertige Arbeit.
Lösung: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Lohntransparenz, Zugang zu Führungspositionen, faire Elternzeitregelungen und Antidiskriminierungsgesetze müssen umgesetzt werden.

9. Klimagerechtigkeit durch Frauen fördern
Fakt: Klimaschocks könnten bis 2050 rund 158 Millionen weitere Frauen und Mädchen in extreme Armut stürzen. Nur 28 % der Umweltministerien weltweit werden von Frauen geführt.
Lösung: Geschlechtergerechte Klimapolitik, Frauen in Führungsrollen und Investitionen in von Frauen geführte Lösungen stärken.

10. Politische Teilhabe von Frauen steigern
Fakt: Heute sind fast 75 % aller Parlamentarier Männer; 103 Länder hatten nie eine weibliche Staats- oder Regierungschefin.
Lösung: Quoten helfen – doch es braucht auch einen kulturellen Wandel und Schutz vor Gewalt gegen politisch aktive Frauen.

11. Diskriminierende Gesetze abschaffen
Fakt: Frauen verfügen global nur über 64 % der gesetzlichen Rechte von Männern. In über der Hälfte der Länder gibt es mindestens ein gesetzliches Arbeitsverbot für Frauen.
Lösung: Rechtsdiskriminierung muss abgebaut, Schutzgesetze müssen gestärkt werden.

12. Digitale Kluft schließen
Fakt: 2024 nutzten 277 Millionen mehr Männer als Frauen das Internet. Ohne Veränderung verlieren Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bis zu 500 Mrd. USD in fünf Jahren.
Lösung: Gleichberechtigter Zugang, Schutz vor digitaler Gewalt und mehr Frauen in Tech-Führungsrollen sind entscheidend.

13. Gleichstellung im Bildungswesen sichern
Fakt: Über 119 Millionen Mädchen gehen nicht zur Schule, 39 % der jungen Frauen beenden keine weiterführende Schulbildung.
Lösung: Schulgebühren senken, Bargeldtransfers einführen und sichere, inklusive Schulen schaffen.

14. Müttersterblichkeit beenden
Fakt: Fast 800 Frauen sterben täglich an vermeidbaren Schwangerschaftskomplikationen – 61 % davon in 35 konfliktbetroffenen Ländern.
Lösung: Investitionen in reproduktive Gesundheit, Bildung und stabile Gesundheitssysteme sind zentral.

15. Geschlechtergerechte Finanzierung steigern
Fakt: Nur 4 % der öffentlichen Entwicklungshilfe (2021–2022) hatten Geschlechtergerechtigkeit als Hauptziel.
Lösung: Alle Akteure, öffentlich wie privat, müssen Investitionen in Gleichstellung massiv erhöhen, um die Agenda 2030 umzusetzen und niemanden zurückzulassen.