Gleichstellung der Geschlechter ist das unvollendete Geschäft unserer Zeit – und zugleich ungenutztes Potenzial

Laut einem neuen Bericht von UN Women, der Ende September veröffentlicht wurde, ist der Privatsektor unverzichtbar, um bestehende Lücken zu schließen.

New York: Gleichstellung der Geschlechter bleibt das unvollendete Geschäft unserer Zeit – und der Privatsektor spielt eine entscheidende Rolle, um diese Lücke zu schließen. Dies betont ein neuer Bericht von UN Women, der Ende September veröffentlicht wurde. Der Privatsektor treibt Beschäftigung, Märkte, Kapital, Innovation und Lieferketten an – und prägt damit das Leben von Milliarden Menschen weltweit. Unternehmen können bestehende Ungleichheiten verfestigen, wenn sie untätig bleiben – oder zu starken Motoren des Wandels werden, wenn sie Gleichstellung in Arbeitswelt, Märkten und Gemeinschaften fest verankern.

Der Bericht Unfinished Business: Private Sector and Gender Equality – Transforming Corporate Commitments into Equality for All Women and Girls bietet einen umfassenden Überblick über die Leistungen von Unternehmen im Bereich Geschlechtergerechtigkeit. Er stützt sich auf Daten von Tausenden Unternehmen in 117 Ländern und zeigt, dass Gleichstellung nach wie vor ein unvollendetes Projekt, und zugleich eine enorme Chance, für die Welt ist. Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen ist nicht nur eine moralische und rechtliche Verpflichtung, sondern auch gut für Wirtschaft und Gesellschaft.

„Dies ist ein entscheidender Moment“, sagte Kirsi Madi, stellvertretende Exekutivdirektorin von UN Women. „Dreißig Jahre nach der Pekinger Aktionsplattform und nur fünf Jahre vor dem Zielhorizont der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) müssen wir unser Versprechen gegenüber der Hälfte der Weltbevölkerung einlösen. Unternehmen können es sich nicht leisten, Gleichstellung als optional zu betrachten.“

Fortschritte sind sichtbar: Der Bericht zeigt, dass Gesetze und Regulierungen Transparenz bei Gehältern, mehr Diversität und sichere Arbeitsplätze fördern. Der Privatsektor erweitert zunehmend seine Verpflichtungen, Richtlinien und Maßnahmen zur Gleichstellung. Unternehmen mit gemischten Führungsteams – Frauen und Männer gemeinsam – haben eine um 25% höhere Wahrscheinlichkeit, profitabler zu sein. Auf globaler Ebene könnte das Erreichen von Geschlechterparität bis 2050 kumulativ rund 342 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft beitragen.

Trotz dieser Fortschritte bleiben die Erfolge jedoch zu gering, ungleich verteilt, unzureichend dokumentiert und teils rückläufig – während Frauen weiterhin reale Benachteiligungen erfahren. Sie stellen nur 39% der weltweiten Erwerbsbevölkerung, sind überproportional in schlechter bezahlten Positionen beschäftigt, verdienen im Schnitt 20% weniger als Männer und sind überdurchschnittlich häufig von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen.

Untätigkeit ist dabei nicht neutral, sondern teuer. Die Ungleichheit bei den Lebenseinkommen von Frauen und Männern entspricht einem globalen Vermögensverlust von 160 Billionen US-Dollar. Jeder Aufschub vergrößert wirtschaftliche Verluste, schwächt den sozialen Zusammenhalt und gefährdet die Zukunft, die wir versprochen haben.

Ermutigend ist, dass die Zusammenarbeit von Regierungen, Unternehmen und den Vereinten Nationen nachweislich transformative Wirkungen zeigt. Der Bericht hebt Beispiele aus Tansania, Kanada, Bolivien und Jordanien hervor – von Gender-Anleihen und Care-Initiativen bis hin zu inklusiven Lieferketten und würdevolleren Arbeitsbedingungen.

Die Erkenntnis ist eindeutig: Wo Maßnahmen verbindlich, überprüfbar und ausreichend finanziert sind, entsteht Fortschritt. Wo sie freiwillig oder lückenhaft bleiben, stagniert die Entwicklung.

„Historischer Wandel ist in Reichweite, aber kein Akteur kann die Gleichstellung allein verwirklichen“, schloss Madi. „Wir müssen jetzt gemeinsam handeln, um die Kluft zwischen Versprechen und tatsächlichen Ergebnissen zu schließen.“

Der Weg nach vorn erfordert Entschlossenheit und Ehrgeiz:

  • Regierungen müssen Rahmenbedingungen schaffen und durchsetzen, die Gleichstellung und Frauenrechte garantieren, und Unternehmensanreize mit diesen Zielen in Einklang bringen.
  • Unternehmen müssen Gleichstellung als zentralen Bestandteil ihrer Strategien verankern, Schaden vermeiden und von freiwilligen Zusagen zu messbaren Ergebnissen übergehen.
  • Bessere Daten sind nötig, um Fortschritte überprüfbar zu machen.
  • Alle Akteure müssen partnerschaftlich zusammenarbeiten, um den Wandel zu verwirklichen, auf den Frauen und Mädchen seit Langem warten.

Mit zunehmendem gesellschaftlichen Backlash und der näher rückenden SDG-Frist ist „Weiter wie bisher“ keine Option mehr. Die Zeit der halben Maßnahmen ist vorbei.

Den Bericht können Sie hier herunterladen.