Ein Drittel aller Organisationen hat Programme zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen aufgrund von Finanzkürzungen eingestellt oder ausgesetzt

New York: Massive Kürzungen der Entwicklungshilfe zerstören derzeit genau jene Organisationen, die entscheidend sind, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden. Der neue UN Women-Bericht At Risk and Underfunded („Gefährdet und unterfinanziert“), der auf einer weltweiten Umfrage unter 428 Frauenrechts- und zivilgesellschaftlichen Organisationen basiert, zeigt: Aufgrund staatlicher Budgetkürzungen sind immer mehr Frauen einem erhöhten Risiko von Gewalt ausgesetzt, während lebenswichtige Dienste wegbrechen und die Stimmen der Zivilgesellschaft verstummen.

Mehr als ein Drittel der befragten Organisationen (34 %) hat Programme zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen ausgesetzt oder ganz eingestellt. Über 40 % mussten lebensrettende Unterstützungsangebote wie Schutzunterkünfte, Rechtsberatung, psychosoziale oder medizinische Hilfe aufgrund akuter Finanzierungslücken einschränken oder schließen. 78 % der Organisationen berichteten über einen eingeschränkten Zugang zu essenziellen Diensten für Überlebende, während 59 % eine Zunahme von Straflosigkeit und die Normalisierung von Gewalt wahrnehmen. Fast jede vierte Organisation musste Präventionsmaßnahmen, also Programme, die Gewalt verhindern sollen, bevor sie geschieht, einstellen oder ganz beenden.

„Frauenrechtsorganisationen sind das Rückgrat des Fortschritts im Kampf gegen Gewalt an Frauen – und doch werden sie bis an den Rand des Zusammenbruchs gedrängt. Wir dürfen nicht zulassen, dass Finanzkürzungen Jahrzehnte mühsam erkämpfter Fortschritte zunichtemachen. Wir fordern Regierungen und Geber auf, Fördermittel abzusichern, auszuweiten und flexibler zu gestalten. Ohne nachhaltige Investitionen wird die Gewalt gegen Frauen und Mädchen weiter zunehmen“,
sagte Kalliopi Mingeirou, Leiterin des Bereichs Ending Violence Against Women and Girls bei UN Women.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen bleibt eine der weltweit am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Schätzungsweise 736 Millionen Frauen, fast jede dritte Frau, haben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt, meist durch einen (Ex-)Partner. Bereits Anfang des Jahres hatte UN Women gewarnt, dass die meisten von Frauen geführten Organisationen in Krisengebieten mit gravierenden Finanzkürzungen konfrontiert sind – fast die Hälfte steht vor der Schließung. Diese Warnung bestätigt sich nun in den Ergebnissen von At Risk and Underfunded.

Der Bericht zeigt außerdem: Nur 5 % der befragten Organisationen erwarten, ihre Arbeit noch zwei Jahre oder länger fortsetzen zu können. 85 % befürchten ein massives Zurückfallen bei Gesetzen und Schutzmaßnahmen für Frauen und Mädchen, und 57 % äußern ernsthafte Sorgen über wachsende Risiken für Frauenrechtsverteidigerinnen.

Die Finanzierungslücken fallen in eine Zeit, in der in jedem vierten Land ein Rückschlag gegen Frauenrechte zu beobachten ist. Durch den Verlust von Fördergeldern sind viele Organisationen gezwungen, sich auf die reine Notversorgung zu beschränken, statt langfristig an struktureller Veränderung zu arbeiten.

At Risk and Underfunded erscheint in einem bedeutsamen Jahr: 30 Jahre nach der Verabschiedung der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform, dem wegweisenden globalen Fahrplan für Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte, mit der Beendigung von Gewalt gegen Frauen im Zentrum.

Hier zum vollständigem Bericht.