Bei unserem virtuellen Roundtable am 25.02.2021 durften wir gleich zwei Vortragende vom Ban Ki-moon Center für globale BürgerInnen begrüßen, Mag.a Monika Fröhler (CEO) und Viola Christian BA, BA, MAIS (Program Officer), die auch langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin bei UN Women ist. Erstmals lancierten sie einen Action Brief über „The Shadow Pandemic“ und beleuchteten einige Effekte, die COVID-19 auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat sowie notwendige Maßnahmen zur Verhinderung.

Das Ban Ki-moon Center (BKMC) für globale BürgerInnen ist eine unabhängige, gemeinnützige quasi-internationale Organisation in Wien. Es wurde 2018 gegründet und wird unter dem gemeinsamen Vorsitz vom ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon und vom Bundespräsidenten a.D. Heinz Fischer geführt.

Fröhler gewährte uns einen Überblick über die Mission und die Projekte dieser Organisation, die insbesondere das Empowerment von Frauen und jungen Menschen anstrebt und sich dabei an die UN-Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 – Sustainable Development Goals (SDGs) sowie an das Pariser Klimaabkommen orientiert. Das BKMC stützt sich auf vier Säulen, die insbesondere folgendes erzielen:

  • Leadership: Förderung internationaler Kooperation, Ausbau der Führungskapazitäten von Frauen und Jugendlichen mit einem internationalen Fokus – unter anderem durch Stipendien und Mentoring-Programme;
  • Bildung: Bildungsinitiativen in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen; Förderung globaler Bürgerschaft durch SDG Mikro-Projekte[1] und Online-Kurse;
  • Advocacy: Förderung von und Zusammenarbeit mit Akteuren bei der Behandlung globaler Probleme wie Klimawandel und Geschlechtergleichstellung durch zahlreiche Plattformen; Das BKMC macht in Kooperation mit UN Women, Soroptimist International und HeForShe mit der Orange the World Kampagne auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam.
  • Frieden & Sicherheit: Teilnahme an globalen Initiativen, die den Austausch und die Einbeziehung von Jugendlichen, Frauen, EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen in Friedensbemühungen zur Bewältigung aktueller und zukünftiger sicherheitspolitischer Herausforderungen fördern.

Hauptaugenmerk unseres Roundtables lag auf dem aktuellen Action Brief über „The Shadow Pandemic: Violence Against Women During COVID-19 Times“. Der Action Brief beruht auf den Erkenntnissen eines im November 2020 stattfindenden virtuellen High-Level Roundtables, bei dem Ban Ki-moon, Heinz Fischer und Phumzile Mlambo-Ngcuka, Exekutivdirektorin von UN Women, die Eröffnungsrede hielten. Im Fokus stand die Frage, wie die Schattenpandemie effektiv beseitigt werden könnte.

Als verschärfende Faktoren für den Anstieg von Gewalt an Frauen und Mädchen (VAWG) während Covid-19 zählte Fröhler die eingeschränkte Mobilität, die Isolation mit den Tätern, finanzielle Sorgen sowie solche betreffend Sicherheit und Gesundheit, aber auch die Belastung von bedeutenden Einrichtungen und die Tatsache, dass öffentliche Plätze oft menschenleer sind, auf.

 

 

[1] Als eine der Kerninitiativen des BKMC bezeichnete Fröhler die SDG Mikro-Projekte, bei der Mentees die Möglichkeit haben sich aktiv an der Umsetzung von SDGs zu beteiligen, indem sie sich von BKMC unterstützt im Rahmen eines Projekts der Lösung eines bestimmten gesellschaftlichen Problems widmen und damit eine gewisse Reichweite erreichen können. So thematisiert eine ehemalige Stipendiantin aus Kambodscha mit 80.000 Followern unter anderem Sexualerziehung sowie Tabus in ihrer Gesellschaft in Sozialen Medien und setzt sich mit anderen Frauen für mehr Sex Positivity in ihrem Land ein.

Christian betonte als Besonderheit dieses High-Level Roundtables die Tatsache, dass unterschiedliche Akteure die Gelegenheit hatten ihre Perspektive zu erläutern und schilderte uns deren zentralen Aussagen:

So meinte Helen Clark, ehemalige Premierministerin Neuseelands und Leiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), dass Regierungen mehr unternehmen müssten. Zum einen müsste auf Gesetzgebungsebene einiges umgesetzt werden – häusliche Gewalt ist noch in vielen Ländern legal, zum anderen könnten staatliche Kampagnen, wie die „It’s not OK campaign“ in Neuseeland, durch Aufzeigen der notwendigen Thematisierung von Gewalt an Frauen und Mädchen sowie Forderung von Unterstützung, einen effektiven Beitrag leisten. Außerdem sei für die Umsetzung von geschlechtsspezifischen Maßnahmen die verstärkte Einbindung von Frauen in Entscheidungsprozessen essentiell genauso wie eine erhöhte Förderung von weiblichen Führungskräften.

Angela Cretu, CEO von Avon, vertrat als Repräsentantin des Privatsektors, dass verantwortungsbewusste privatwirtschaftliche Unternehmen eine Nachhaltigkeitsmission zu verfolgen hätten und ihren Einfluss nutzen könnten, um einen Beitrag zur Beendigung der Gewalt an Frauen und Mädchen zu leisten. So könnten sie beispielsweise mit NGOs zusammenarbeiten oder Regierungen animieren. Zudem läge es am Privatsektor Arbeitnehmerinnen eine gewisse Flexibilität und finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen. Auch empfiehlt sie Unternehmen ihre ArbeitnehmerInnen für dieses Problem zu sensibilisieren sowie es auch Avon macht.

Mohammad Naciri, UN Women Regionaldirektor für den asiatisch-pazifischen Raum, sprach sich als Experte für den internationalen Entwicklungssektor für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und die weitgehende Bekämpfung patriarchaler Strukturen aus. Dabei sei besonderes Augenmerk auf bestimmte Regionen wie den asiatisch-pazifischen Raum zu legen, in denen die Gewaltrate überdurchschnittlich hoch ist. Er betonte auch, dass der Anstieg von Gewalt im Internet – als Folge von Lockdowns und Abstandsregeln – besonders beachtenswert sei und befürwortet eine Ausweitung gesetzlicher Maßnahmen im Cyber-Bereich.

Trisha Shetty ist Anwältin, Aktivistin und Gründerin von SheSays, eine NGO und Online Plattform mit dem Ziel der Beendigung von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und der Förderung von Frauenrechten in Indien. Die Tatsache, dass Vergewaltigung in der Ehe in Indien legal ist, sieht sie als ein Versagen der Führungsebene. Für sie bedarf es eines Systemwechsels, eines Systems, das sich aktiv für ein Ende von Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzt, Opfern zuhört und hilft, anstatt sie selbst zu beschuldigen.

 

Tipps des BKMC für jeden zur Unterstützung der Beseitigung von Gewalt an Frauen und Mädchen:

  1. Höre Opfern zu und glaube ihnen
  2. Lerne Zeichen von Missbrauch zu erkennen und wie du helfen kannst
  3. Veröffentliche etwas dazu auf Soziale Medien
  4. Fordere die Regierung auf Finanzierungslücken zu überbrücken
  5. Sprich dich dagegen aus, sei präsent und aufmerksam!
  6. Reagiere, wenn du VAWG siehst
  7. Sprich deine Freunde und deine Familie darauf an
  8. Spende an Frauenorganisationen
  9. Informiere dich über Daten und Fakten
  10. Sieh dir den High-Level Roundtable an und teile ihn:

Der Action Brief kann hier gelesen werden: https://bankimooncentre.org/the-shadow-pandemic-action-brief