Vienna +30
Im Jahr 2023 feiern die Menschenrechte zwei wichtige Jubiläen:
Vor 75 Jahren anerkannte die internationale Staatengemeinschaft, dass Achtung und Schutz der Menschenrechte die Grundlage für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt sind und verabschiedete die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
In dieser wurde bereits festgehalten, dass JEDER Mensch ein Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit hat.
Vor 30 Jahren, im Juni 1993, wurde auf der Wiener Menschenrechtskonferenz beschlossen, aus den Versprechen der Allgemeinen Erklärung eine operative Realität zu machen. Wichtige Schritte für die Gestaltung des internationalen Menschenrechtsschutzes wurden gesetzt. Eine der wichtigsten Errungenschaften der Weltkonferenz waren die „Wiener Erklärung und das Aktionsprogramm“ (Vienna Declaration and Programme of Action – “VDPA”).
Der damalige UNO-Generalsekretär Boutros-Ghali bezeichnete die VDPA als “neue Vision für globales Handeln im Menschenrechtsschutz“.
30 Jahre nach Verabschiedung der VDPA sowie 75 Jahre nach Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bleibt deren Erfüllung aber aufgrund multipler und ineinandergreifender Krisen in weiter Ferne. Doch ohne Verwirklichung der Menschenrechte kann es keinen dauerhaften Frieden und keine dauerhafte Sicherheit geben.
#SPRACHLOS sind wir, wie sich heute, 30 Jahre nach dieser Bekräftigung, die menschenrechtliche Situation in vielen Ländern der Welt darstellt.
#SPRACHLOS und überwältigt sind wir aber auch davon, wie viel wir gemeinsam erreichen können.
Ihre Spende trägt zur Förderung von Frauenrechten bei. Denn Frauenrechte sind Menschenrechte!
Lesen Sie folglich einen Überblick über die menschenrechtliche Situation in Afghanistan, der Ukraine und Bosnien und Herzegowina
und auch was bereits erreicht werden konnte. In diesen drei Ländern liegt eine völlig unterschiedliche Ausgangssituation vor, wodurch auch unterschiedliche Maßnahmen erforderlich sind.
Zusammenbruch der Menschenrechte in Afghanistan
In Afghanistan sind die Menschenrechte vor dem völligen Zusammenbruch.
Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan sind nicht neu. Doch seit die Taliban vor zwei Jahren die Macht übernommen haben, richtet sich die Dynamik besonders gegen Frauen und Mädchen, indem man sie von den meisten Aspekten des öffentlichen und täglichen Lebens ausschließt.
Afghanistan ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen und Mädchen der Zugang zur Sekundar- und Hochschulbildung verwehrt ist – ein verheerender Präzedenzfall.
In den letzten zwei Jahren wurden die Gesetze und Institutionen, die einst den Schutz der Menschenrechte gewährleisteten, systematisch ausgehöhlt. Die Gesetze, die Frauen vor Gewalt geschützt haben, wurden außer Kraft gesetzt. Körperstrafen und öffentliche Hinrichtungen wurden wieder eingeführt, es gibt immer wieder Berichte über außergerichtliche Tötungen, Folter und willkürliche Verhaftungen.
Frauen und Mädchen müssen das Recht auf unabhängige Bewegungsfreiheit sowie auf Arbeit und Studium auf höchstem Niveau haben.
UN Women ist weiterhin in Afghanistan vor Ort und unterstützt täglich Frauen und Mädchen. Trotz der Beschränkungen arbeitet UN Women nach dem Grundsatz “Mit Frauen für Frauen”. Das Ziel ist, bis 2025 über 600.000 Frauen wirksam zu unterstützen.
Zudem hat UN Women After August ins Leben gerufen. Eine digitiale Plattform, die in Afghanistan lebenden Frauen Raum bietet, ihre Erfahrungen zu dokumentieren und mit der Welt zu teilen.
Jetzt für Frauen in Afghanistan spenden!
Der Krieg in der Ukraine
Am 24. Februar 2022 hat Russland einen Angriffsgriff gegen seinen friedlichen Nachbarn, die Ukraine, begonnen. Seitdem ist nichts mehr wie es war. Es gibt Beweise, dass die russischen Streitkräfte in der Ukraine zahlreiche Kriegsverbrechen begehen. Dazu gehören rechtswidrige Angriffe mit Sprengstoffwaffen, Angriffe auf Zivilisten, Folter, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt und Angriffe auf die Energieinfrastruktur. In der Region Cherson vergewaltigten russische Soldaten Frauen im Alter von 19 bis 83 Jahren und übten sexuelle Gewalt gegen sie aus, berichtet die Unabhängige Internationale Untersuchungskommission. Häufig wurden Familienangehörige in einem Nebenraum festgehalten, sodass sie gezwungen waren, die Vergewaltigungen mitanzuhören. Die sich verschlechternden sozioökonomischen Bedingungen erhöhen die Raten von sexueller Ausbeutung, Menschenhandel und anderen Formen der Gewalt. All das sind schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen.
Zudem sind Wohnen, Bildung, psychische Gesundheit, SRHR-Dienste, medizinische Versorgung, Ernährungssicherheit und Infrastruktur stark vom Angriffskrieg betroffen. Etwa 7,8 Millionen Frauen und 2 Millionen Mädchen brauchen dringend Hilfe, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
Gemeinsam heilen!
Viele Frauen suchen nach einem sicheren Ort, an dem sie die Geschehnisse verarbeiten können. „Ich denke, dass es für alle [intern vertriebenen] Frauen wichtig ist, zunächst einen sicheren Ort zu finden, an dem sie sich emotional erholen, mit anderen über ihre Probleme und Ängste sprechen und auch Ratschläge erhalten können, wenn sie danach fragen„, erzählt Oksana.
Heute hat sie diesen Ort durch die Safe Spaces for Women and Girls gefunden.
Die von UN Women im September 2022 ins Leben gerufene Initiative „Safe Spaces“ basiert auf der globalen Initiative Safe Cities and Safe Public Spaces Global Initiative, die seit über zehn Jahren umfassende Ansätze zur Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum entwickelt, umsetzt und evaluiert. Bis jetzt konnten vier Safe Spaces für Frauen in den Regionen Saporischschja und Iwano-Frankiwsk errichtet werden.
Jetzt für Frauen in der Ukraine spenden!
Bosnien und Herzegowina
Eine ganz andere Situation liegt in Bosnien Herzegowina vor. Dort herrscht seit mehr als 25 Jahren Frieden. Während des bewaffneten Konflikts, der das Leben in Bosnien und Herzegowina von 1992 bis 1995 bestimmte, wurden schwere Verstöße gegen die internationalen Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht begangen. Schätzungen zufolge wurden in dem Konflikt rund 100.000 Menschen getötet, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben, und Tausende gelten bis heute als vermisst/verschwunden. Mit dem im November 1995 unterzeichneten Allgemeinen Rahmenübereinkommen für den Frieden in Bosnien und Herzegowina und seinen Anhängen (Friedensübereinkommen von Dayton) wurde der Konflikt beendet und die Verfassung von Bosnien und Herzegowina sowie eine multiethnische und vielschichtige Regierungsstruktur geschaffen. Diese Strukturen gilt es nun umzusetzen.
Die Europäische Menschenrechtskonvention verbietet Gewalt gegen Frauen, darunter häusliche Gewalt und sexuelle Gewalt. Zudem anerkennen diverse von Bosnien und Herzegowina ratifizierte internationale Abkommen die Notwendigkeit, Frauenhäuser für Überlebende häuslicher Gewalt auf der Grundlage ihrer geografischen Herkunft einzurichten. Im ersten Bericht über die Ausgangssituation ermutigt GREVIO, die Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die Behörden von Bosnien und Herzegowina, die Anzahl und Kapazität von geeigneten, leicht zugänglichen und spezialisierten Unterkünften, die sicheren Aufenthalt bieten, zu erhöhen. Ist im Südosten Bosnien und Herzegowinas eine Frau von Gewalt betroffen, muss sie bis zu sieben Stunden mit dem Auto fahren, um ins nächste, für sie zugängliche Frauenhaus in Banja Luka zu gelangen. Damit ist adäquate Unterstützung für über 95 Prozent der in Ostherzegowina lebenden Frauen unerreichbar. Im Hinblick auf Anzahl und Kapazitäten sowie auf den Spezialisierungsgrad und die Frage der Finanzierung von Frauenhäusern besteht in Bosnien und Herzegowina Aufholbedarf.
Diese Erfolgsstories zeigen, was das Engagement von UN Women Frauen ermöglicht:
In the words of Mirsada Terzic (survivor of conflict-related sexual violence):
“One day something clicked and I felt like I needed to talk”
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From Where I Stand: “Nature has healed me” (survivor of conflict-related sexual violence)
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No longer hidden: Survivors of domestic violence in Bosnia and Herzegovina end their silence
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Deshalb engagieren wir uns für die Errichtung eines Frauenhauses in Trebinje, um auch dort von Gewalt betroffenen Frauen Zuflucht zu ermöglichen und Female Empowerment Programme zu etablieren, die betroffenen Frauen hilft, ihre Zukunft selbst zu gestalten.