Vortragende bei unserem Round Table am 25.03.2021 waren Dr.in Eliette Thurn (Präsidentin der Union der Soroptimist Clubs Österreich) und Mag.a Maria Schönauer (Präsidentin Soroptimist Wien Vivata, Vorstandsmitglied der Union der Soroptimist Clubs Österreich), die uns einen Einblick in die bedeutende Arbeit von Soroptimist International Austria gewährten, das heuer sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Soroptimist International Austria ist eine der Organisationen, die zusammen mit UN Women Austria die “Orange The World” UN-Kampagne gegen Gewalt an Frauen in Österreich erfolgreich umsetzen. Insbesondere beleuchteten Dr.in Eliette Thurn und Mag.a Maria Schönauer den Einfluss von Gewalt, Altersarmut und Abhängigkeiten auf die Situation betagterer Frauen.

Als weltweite Organisation ist Soroptimist International in 122 Ländern aktiv und umfasst derzeit mehr als 80.000 Mitglieder. In Österreich gibt es derzeit 62 Clubs mit etwa 1.800 Mitgliedern. Ziel ihrer Arbeit ist es, das Leben von Frauen und Mädchen mit Hilfe eines globalen Netzwerks zu verbessern. Die Organisation hat sich dabei der Devise: Awareness, Advocacy, Action verschrieben.

Durch Awareness Kampagnen sollen Frauenanliegen mittels Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Vorträgen verstärkt thematisiert werden. Die Organisation genießt Beraterstatus beim Europarat, bei den Vereinten Nationen (VN), beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN (ECOSOC) und bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Zudem betreut sie nationale sowie internationale Projekte wie zum Beispiel die Förderung von Mädchen bei der Schulausbildung in Mali und bemüht sich um den Zugang von mehr Frauen zu Bildung und Führungspositionen.

Die Abhaltung der monatlichen Treffen in festen Clublokalen zeichnete die Organisation schon zu ihrer Gründungszeit besonders aus – Frauen versammelten sich für ihre Anliegen in einem Club und nicht zuhause – und hat noch heute Tradition. Die Clubs als Schauplatz verschiedener Vorträge, Veranstaltungen, Projekte und Workshops eignen sich hervorragend zur beruflichen Vernetzung und zur Anbahnung von wertvollen Freundschaften. Besonders ist auch die umfangreiche Bandbreite der Berufe, der die Clubmitglieder angehören. Von den 20 bis 40 Mitgliedern in einem Club gehört jeder einer anderen Berufsgruppe an, was die Vermittlung neuer Aspekte und eine Horizonterweiterung der Mitglieder fördert.

Anlässlich ihres 100jährigen Jubiläums hat sich Soroptimist International Austria der Frage gestellt, was eine Frauenorganisation im Jahr 2021 rechtfertigt, wo sie stehen und was sie machen wollen und hat sich etwas ganz Besonderes überlegt: 100.000 Menschen sollen auf der Wanderung „Road to Equality“ in ganz Österreich in 100 Tagen erreicht werden. Bei diesen Frauen-GEHSPRÄCHEN soll der aktuelle Themenkatalog thematisiert werden mit den Schwerpunkten:

  • Finanzen und Frauen
  • Frauengesundheit
  • Frauen und Wohnen
  • Leben frei von Gewalt

Eliette Thurn beanstandete, dass in Österreich trotz einer verfassungsrechtlich verankerten Gleichberechtigung von Mann und Frau auch heute noch keine tatsächliche Gleichstellung vorliegt, was die häufige Abhängigkeit von Frauen erklärt. Auch wenn es heute viele gut ausgebildete Frauen, sogar mehr Frauen mit Studienabschluss gibt, sind sie meistens diejenigen, die zum Zeitpunkt der Familiengründung beruflich kürzertreten und viel mehr im Haushalt arbeiten. Wobei sie hervorhob, dass die Hausarbeit von den Soroptimistinnen als Arbeit anerkannt wird. Außerdem betonte Maria Schönauer, dass sich Frauen eher auf Berufe konzentrieren, die traditionell nicht zu jenen zählen, die das Potenzial eines Einkommenszuwachses im Laufe der Karriere haben. Die geringen Erwerbsraten und die vermehrten Abhängigkeiten sowie die mangelnde rechtzeitige finanzielle Vorsorge von Frauen sind insbesondere ausschlaggebend dafür, dass aktuell 25% aller Frauen in der Pension armutsgefährdet sind.

Die finanzielle Situation von Frauen spielt auch beim Thema Gewalt an Frauen eine große Rolle. Thurn gab zu Bedenken, dass 90% der weiblichen Gewaltopfer in einem Verhältnis zu ihrem Täter stehen – oft, weil sie finanziell abhängig sind – was sich durch die Corona-bedingte Isolation noch verstärkt hat. Aber auch die Gewaltausübung an älteren Frauen, die finanziell sehr stark sind und ausgenützt werden, stellt ein ernst zu nehmendes Problem dar. In diesem Kontext sprach sie ihre Forderung für mehr Opferschutzeinrichtungen aus.

Schönauer verdeutlichte das Erfordernis einer besonderen Betrachtung der Frauengesundheit, da Frauenkörper anders funktionieren und sie bei manchen Erkrankungen atypische Symptome zeigen können. Auch die Lockdown-Situation – das Managen von Homeoffice, Familie und Haushalt – stellt vor allem für Frauen eine Mehrfachbelastung dar und führt oft zu psychischen Störungen.

Die Wanderung „Road to Equality“ soll vermehrt Bewusstsein für diese Themen schaffen und auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Darüber hinaus erhofft sich Soroptimist Österreich eine Erhöhung seiner Reichweite und Bekanntheit sowie das Erreichen von Presse, Politik und Verantwortungstragenden für soroptimistische Ziele.

Gestartet wird am 26. Juni in Wien und als Ziel wurde Eisenstadt festgelegt, das am 3. Oktober erreicht werden soll. Die Route führt durch ganz Österreich von Club zu Club, wo individuelle Veranstaltungen abgehalten werden. Insgesamt sollen mehr als 2.000 km gemeinsam beschritten werden und möglichst viele Menschen mobilisiert werden eine Etappe oder Teile mitzugehen.

Weiterführende Informationen:

Erfahren Sie unter https://soroptimist.at/index.asp mehr über Soroptimist International Austria!

Hier der in der Diskussion erwähnte Link zum Statement von UN Women bezüglich des Austritts der Türkei aus der Istanbul-Konvention: “Statement by UN Women on Turkey’s withdrawal from the Istanbul Convention“.