Bei Amira Kushta* wurde ein seltener Tumor in der Wirbelsäule diagnostiziert und sie war nach einer Rückenoperation gelähmt, als sie 19 Jahre alt war. Ihr Haus wurde für 24 Jahre zu ihrem Gefängnis.

Ich wohnte im vierten Stock eines Mehrfamilienhauses mit meinem Vater, meinem Bruder und dessen Frau. Es gab keinen Aufzug, und sie konnten mich nicht die Treppe hoch- und runtertragen. 16 Jahre lang hatte ich nicht einmal einen Rollstuhl. Ich aß, indem ich an der Ecke meines Bettes saß, und dann legte ich mich hin und sah fern. Das war mein Leben.

Nach dem Tod meines Vaters im Jahr 2005 verschlechterte sich die Situation. Jahrelang beschimpfte mich meine Schwägerin, drohte mir, mich die Treppe hinunterzustoßen… einmal warf sie mich sogar gegen die Wand.

Ich war im Haus unerwünscht und hatte Angst, etwas zu sagen. Menschen mit Behinderungen sprechen nicht über die Gewalt, die sie erleben, weil das oft bedeutet, dass sie die Menschen, die ihnen am nächsten stehen, anzeigen müssen. Ich habe meine Schwägerin nie angezeigt, weil ich meinen Bruder schützen wollte.

Vor drei Jahren bekam ich endlich eine Stelle in der Verwaltung, und bald darauf kaufte ich mir von meinem eigenen Geld einen Motor-Rollstuhl und begann, allein zu leben.

Es ist nicht leicht, allein zu leben, aber wenigstens kann ich mich frei bewegen und treffen, wen ich will. Vorher konnte ich niemanden treffen, keine Freunde besuchten mich. Früher habe ich mit meinen Verwandten telefoniert, aber sie wussten nicht, was los war.

Jetzt habe ich ein normales Leben. Ich gehe zur Arbeit und erledige meine Aufgaben zu Hause ohne Hilfe. Ich habe Freunde.

Meine größte Herausforderung ist jedoch nach wie vor die Infrastruktur – nicht alle Straßen, öffentlichen Plätze oder Einrichtungen sind auf die Mobilitäts- und Zugangsbedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet.

Amira Kushta*

*Name wurde geändert, um die Identität der Person zu schützen.

Aktiv gegen Gewalt an Frauen werden und spenden!

Amira Kushta aus Tirana, Albanien, hatte das Gefühl, ein neues Leben zu beginnen, nachdem sie von der Albanischen Stiftung für die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterstützt wurde. Die Organisation hat vor kurzem im Rahmen des von der Europäischen Union finanzierten Regionalprogramms von UN Women zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen in den westlichen Balkanstaaten und der Türkei an einem Bericht über Gewalt gegen benachteiligte Gruppen mitgearbeitet. Ihre Geschichte steht im Zusammenhang mit dem Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) 10, das sich auf die Stärkung und Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Eingliederung aller Menschen konzentriert, unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung, race, ethnischer Zugehörigkeit, Herkunft, Religion oder wirtschaftlichem oder anderem Status. Es steht auch im Zusammenhang mit dem SDG 5 zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Amira Kushta. © UN Women/ Yllka Parllaku. Dieser Beitrag wurde ursprünglich von UN Women veröffentlicht.