Am 27. Oktober 2021 war Dr.in Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) dankenswerter Weise bereit, über den Beitrag des NHM zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele – Sustainable Development Goals, zu sprechen, mit Fokus auf Ziel 17 ‚Partnerschaften zur Erreichung der Ziele‘, das dem NHM im Rahmen des ICOM Projekts „17 Museen x 17 SDGs“ durch Auslosung zugefallen war.

Zunächst gewährte uns Dr.in  Vohland einen Überblick über die Vorgeschichte zur Entwicklung der SDGs. Als Meilensteine nannte sie den 1972 veröffentlichten “Limits to Growth” („Grenzen des Wachstums“) Bericht des Club of Rome – der als maßgeblicher Appell zur nachhaltigen Entwicklung gilt, den 1987 erschienenen Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung „Unsere gemeinsame Zukunft“, in dem die Zusammenhänge des Agierens der Länder des globalen Südens und des globalen Nordens thematisiert wurden, und die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro, bei der verbindliche Abkommen wie die Agenda 21 und die Klimarahmenkonvention unterzeichnet wurden. Im Jahr 2000 wurden die Millennium Development Goals verabschiedet, deren primäre Zielsetzung die Beseitigung von extremer Armut und von Hunger war. Die  von allen UN- Mitgliedsstaaten beschlossene Agenda 2030 mit ihren 17 SDGs bildet seit 2015 den globalen Rahmen für gemeinsame Anstrengungen zur Erreichung einer nachhaltigen Welt.

Im Anschluss an diese Darstellung vermittelte uns Dr.in Vohland einen Überblick über die Aufgaben des NHM als Forschungseinrichtung und seine Rolle bei der Umsetzung der SDGs. Mit einer Auswahl von rund 30 Mio. Sammlungsobjekten und vielfältigen Bildungsprogrammen lockte das integrative Museum vor der COVID-19-Pandemie jährlich ca. 800.000 Besucher:innen in seine Räumlichkeiten.

Das NHM hat sich bis 2030 die Umsetzung der CO2-Neutralität sowie eine effektive Beitragsleistung zu einer nachhaltigen Entwicklung zum Ziel gesetzt. Dies soll durch disziplinäre, interdisziplinäre und partizipative Forschung, durch die digitale Öffnung seiner Sammlungen sowie durch Wissenschaftskommunikation erreicht werden.

Eine klare Bezugnahme des NHM auf SDGs wie „Nachhaltige(r) Konsum und Produktion“ zeigt sich in Ausstellungen wie „Ablaufdatum“, welche die Lebensmittelverschwendung und ihre negativen Folgen thematisierte. Auch das neue Projekt „Deck 50“ – ein multifunktionaler, mit Labor und groß dimensionierter, vielfältig bespielbarer Leinwand ausgestatteter Raum, in dem Museumsmitarbeiter:innen und Besucher:innen sich austauschen können – kann für eine Auseinandersetzung im Kontext der SDGs genützt werden.

Zur verstärkten Förderung nachhaltiger Entwicklung rief ICOM Österreich, unterstützt durch das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS), das Projekt „17 MUSEEN × 17 SDGs“ ins Leben. 17 unterschiedlich große Museen quer durch alle Bundesländer Österreichs wurden zur Teilnahme nominiert und jedem jeweils ein Nachhaltigkeitsziel durch Los zugeteilt. Das NHM realisiert das ihm zugefallene Ziel 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ durch nationale und internationale Kooperationen:

Am 28.9.2021 war das NHM Gastgeber für das erste SDG Dialogforum in Österreich, in dessen Rahmen Vertreter:innen der Verwaltung und Zivilgesellschaft gemeinsam in  Innovationspools sowie in einer Runde mit Regierungsvertreter:innen über die Implementierung der Nachhaltigkeitsziele diskutiert und Impulse für weitere Schritte geliefert haben. International ist eine Ausstellung über und mit Brasilien geplant, bei der auch die langjährige Beziehung Österreichs zu Brasilien ein Thema sein wird.

Für seine vielfältigen Bemühungen auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft hat das NHM im Juli 2021 das Österreichische Umweltzeichen verliehen bekommen und wird sich auch weiterhin dem Motto „global denken – lokal handeln“ verschreiben.