Wir übergeben das Mikro an Frauen und Männer an vorderster Front, an diejenigen, die gegen COVID-19 und gegen die unerbittliche und ansteigende Pandemie der Gewalt gegen Frauen und Mädchen kämpfen. Dies sind die Stimmen von Überlebenden, wichtiger Arbeiter_innen und Anführer_innen, die uns sagen, was dringend ist, und wie wir die eskalierende Gewalt stoppen, uns von COVID-19 erholen und wiederaufbauen können.

© Grafiken: UN Women

Ich war in den letzten 2 Jahren Gemeindeleiterin. Während dieser Pandemie bin ich in ständigem Kontakt mit den Frauen und Mädchen in meiner Gemeinde. Wir nutzen hauptsächlich Telefonanrufe, WhatsApp-Nachrichten und Gruppen. Ich informiere sie regelmäßig über die Präventivmaßnahmen, die sie befolgen müssen, um sich und ihre Familien zu schützen. Diejenigen, die nicht lesen können, und die Älteren rufe ich an oder schicke ihnen eine Sprachnachricht. Wenn eine Frau kein Mobiltelefon hat, sorge ich dafür, dass ein Nachbarschafts- oder ein Familienmitglied nach ihr sieht und die Informationen weitergibt.

Handschuhe, Masken und körperliche Distanz sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens geworden. Ich beruhige sie auch, da einige wegen des Lockdowns und all der täglichen Nachrichten über das Coronavirus beunruhigt sind.

Baselah Mohammad Abdelrazak

Gemeindeleiterin, Vertreterin für die Rechte und Bildung von Mädchen, "Community Mobilizer" während der COVID-19-Pandemie, Flüchtlingslager Za'atari

Das Ziel ist es, unter solch herausfordernden Umständen sicher und gesund zu bleiben. Es ist aber auch sehr wichtig, die familiären Beziehungen zu stärken und zu erhalten. Wir haben gesehen, dass die häusliche Gewalt, insbesondere zwischen Mann und Frau, zugenommen hat.

Daher achte ich in der Regel sehr auf die Privatsphäre der Frauen und organisiere private Gespräche mit jenen, die Unterstützung und Rat brauchen, wie sie mit Familienproblemen und Gewalt umgehen können. Ich ermutige sie, jeden Konflikt innerhalb des Haushalts als Familie zur Sprache zu bringen. Ich rate ihnen auch, sich um sich selbst zu kümmern, damit sie sich um ihre Familie kümmern können. Ihr eigenes Wohlbefinden steht an erster Stelle!

Als Gemeindeleiterin habe ich schon vor COVID-19 den Frauen immer meine Hilfe angeboten, besonders den Jugendlichen. Ich versuche, eine gute Zuhörerin zu sein und meine Ratschläge zu ihren täglichen Herausforderungen zu teilen. Häusliche Gewalt und frühe Ehen sind Themen, die wir unter den Frauen meiner Gemeinde oft diskutieren. 

Baselah Mohammad Abdelrazak

Baselah Mohammad Abdelrazak

 

Baselah Mohammad Abdelrazak, 40, Mutter von sechs Kindern, aus Syrien geflüchtet, lebt im Lager Za’atari und ist Alleinversorgerin für ihre Familie. Sie ist eine der wenigen Frauen, die zu Gemeindeleitern gewählt wurden, und sie scheute keine Mühen, um anderen Frauen und Mädchen während der COVID-19-Pandemie zu helfen, indem sie wichtige Informationen über Präventionsmaßnahmen und Schutzdienste weitergab. Derzeit nimmt sie am Freiwilligenprogramm von UN Women teil, wo sie Zugang zu Lebensunterhalts- und Ausbildungsmöglichkeiten hat, um ihre Familie und ihre Gemeinde unter solch schwierigen Umständen zu unterstützen. Diese Initiative wird großzügig von den Regierungen Australiens, Kanadas, Finnlands, Frankreichs, Islands, Italiens und Japans sowie den nationalen Komitees von UN Women unterstützt.

© Foto: UN Women/ Jordan

Leider ist die frühe Ehe ein weit verbreitetes Phänomen in unserer Kultur, das wir zu ändern versuchen. Es ist falsch und Frauen sollten sich der negativen Folgen bewusst sein. Ich weiß das aus persönlicher Erfahrung. Jetzt glaube ich, dass Bildung das Wichtigste für Frauen und Mädchen ist. Wenn Sie wollen, dass Ihre Tochter sicher ist, unterstützen Sie ihre Bildung. Ich persönlich würde gerne die Chance haben, mein Studium fortzusetzen, auch in diesem Alter.

Wenn ich an die Zeit vor fünf Jahren zurückdenke, habe ich das Gefühl, dass ich nicht existierte.
Jetzt habe ich meine eigene Arbeit, Verantwortung, Hoffnungen und Träume.

Baselah Mohammad Abdelrazak