Am 27. April 2021 durften wir Michele Ribotta (UN Women Representative to Albania) beim digitalen Round Table zum Thema “The Impact of COVID-19 on Women’s Lives in Albania“begrüßen.

COVID-19 Pandemie

Michele Ribotta gab einen umfassenden Überblick über die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf das Leben von Frauen und Mädchen in Albanien. Es zeichnet sich deutlich ab, dass bereits bestehende sozio-ökonomische Ungleichheiten verstärkt werden. Die Auswirkungen der Pandemie sind weitreichend und umfassen viele Bereiche, wie Arbeit, Einkommen, Lebensunterhalt, Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, unbezahlte Arbeit im häuslichen Bereich und zusätzliche Betreuungspflichten. Zusätzlich wird die Problematik der Gewalt an Frauen und Mädchen verstärkt.

Zunächst erinnerte Michelle Ribotta daran, dass sich Albanien schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie durch das Erdbeben vom 26. November 2019, dessen Epizentrum nur 30 Kilometer von der Hauptstadt Tirana entfernt lag, in einer schwierigen Lage befand. Durch das Erdbeben und zahlreiche Nachbeben gab es Tote, Verletzte und zahlreiche Beschädigungen an Häusern, wodurch viele Menschen obdachlos wurden.

Spenden gegen Gewalt an Frauen

Auswirkungen der COVID-19 Pandemie

Wie in zahlreichen anderen Ländern mussten auch in Albanien einschneidende Maßnahmen ergriffen werden, um die Pandemie einzudämmen. Beispielsweise gab es zwischen 10.03.-31.05.2020 einen Lockdown. Um mehr über die sozio-ökonomischen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie zu erfahren, wurde durch UN Women Albanien während des genannten Lockdowns eine landesweite Erhebung mit 1.300 Respondenten und Respondentinnen über 18 Jahre durchgeführt. Obwohl es damals noch wenige offiziell bekannte COVID-19 Fälle gab, zeigten sich durch den Lockdown bereits gravierende Auswirkungen auf die Bevölkerung, insbesondere auf Frauen: 56 % der selbständigen Frauen mussten ihre Arbeitsstunden reduzieren, während es bei den selbständigen Männern lediglich 50 % waren. Bei den Angestellten reduzierten 29 % der Frauen die Arbeitsstunden, bei den Männern nur 25 %. Aber nicht nur die Reduktion bezahlter Arbeitsstunden wirkt sich negativ auf die Kaufkraft aus, sondern außerdem beispielsweise auch die Reduktion von Überweisungen (remittances). Zusätzlich besteht eine hohe Belastung angesichts drohender Jobverluste und zusätzliche Arbeitsbelastung durch die geschlossenen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen für Kinder. Sowohl Männer als auch Frauen berichteten von einer Erhöhung unbezahlter Betreuungsarbeit, allerdings waren Frauen stärker betroffen: 62 % der Männer bzw. 72 % der Frauen verbrachten mehr Zeit mit Care-Arbeiten. Mehr Zeit für unbezahlte häusliche Arbeit wurde von 66 % der Männer bzw. 76 % der Frauen aufgewendet. Auch im gesundheitlichen Bereich waren Frauen stärker von den negativen Auswirkungen des Lockdowns betroffen: Von gestiegener psychischer Belastung berichteten 69 % der Frauen, aber nur 57 % der Männer. 55 % der Frauen berichteten von Herausforderungen hinsichtlich des Zugangs zu Gesundheitsdiensten, im Vergleich zu 45 % der Männer. Die Ergebnisse der Erhebung können im Detail in der Publikation “The Impact of COVID-19 on Women’s and Men’s Lives and Livelihoods in Albania – Results of a Rapid Gender Assessment” von UN Women Albanien nachgelesen werden.

Gegen Gewalt an Frauen

Generell sei in Albanien die Situation hinsichtlich der Gewalt an Frauen und Mädchen besorgniserregend: Rund jede 3. Frau werde Opfer von Gewalt. In der Pandemie habe sich die Situation hinsichtlich der Gewalt an Frauen und Mädchen verschlechtert: Anrufe bei Helplines hätten sich verdreifacht und auch die Anzahl der Notrufe bei der Polizei sei gestiegen. Leider sei noch immer die Ansicht weitverbreitet, dass häusliche Gewalt Privatangelegenheit der Familien sei und Opfer Mitschuld trügen. Dies verstärke das Problem, dass nicht alle Übergriffe zur Anzeige gebracht werden.

Um den negativen Auswirkungen der Pandemie entgegenzuwirken, betont Michelle Ribotta die Wichtigkeit mit nationalen Institutionen, Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen zusammen zu arbeiten. Beispielsweise konnten positive Erfahrungen durch ein Projekt, in dem Frauen Aikido-Kurse besuchen konnten, gesammelt werden, was ihnen Selbstvertrauen und Fähigkeiten zur Selbstverteidigung vermittelte. Außerdem sei es wichtig mit internationalen Institutionen zusammenzuarbeiten und sich hinsichtlich Erfahrungen und Arbeitsweisen auszutauschen. Zudem habe es eine große Social Media Kampagne gegeben, um beispielsweise Victim Blaming entgegenzuwirken. Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen wurden intensiv genutzt, um gegen Gewalt an Frauen zu sensibilisieren. Dies sind nur einige wenige Beispiele für die umfassende Arbeit von UN Women Albanien.