Frauen an der Front

In den zwei Wochen, seit Russland seine Militäroffensive in der Ukraine begonnen hat, sind mehr als 1,5 Millionen Menschen aus ihren Häusern geflohen, die überwiegende Mehrheit davon Frauen und Kinder. Diejenigen, die zu den Grenzübergängen strömen – und diejenigen, die zurückbleiben, um ihr Land zu verteidigen – sind mit immensen Risiken, Entbehrungen und Mangel konfrontiert. Lernen Sie einige der Frauen kennen, mit denen wir an der Front der Krise in Czernowitz gesprochen haben.

© Foto von UN Women. Einheimische und vertriebene Frauen und Mädchen stricken freiwillig Tarnnetze für die Armee und sammeln humanitäre Hilfe an der Polytechnischen Hochschule Czernowitz, Czernowitz, Westukraine.

Helfen Sie Frauen und Mädchen in der Ukraine!

© Fotos von UN Women

Victoria Osipenko

Die Beratungen werden jetzt telefonisch in Form von Kurzgesprächen (Interventionen) von 10-15 Minuten Dauer durchgeführt. An einem Tag betreut unsere Hotline mit sechs Psychologen etwa 100 Personen. Es sind vor allem Frauen, die bei uns Hilfe suchen. Die häufigsten Anfragen betreffen ihre Kinder, die unter Stress stehen, und ältere Eltern, die in ihren Häusern geblieben sind, die sich jetzt in aktiven Kampfgebieten befinden. Die Menschen finden unsere Kontakte in den Siedlungen für Binnenflüchtlinge. Wir haben erkannt, dass wir nicht wie andere Zentren arbeiten können, die verschiedene Fragebögen und lange Zeiträume für die Antwort benötigen. Unsere Hilfe kommt in Echtzeit.

Victoria Osipenko

Psychologin am Medizinischen und Psychologischen Zentrum der Staatlichen Medizinischen Universität Bukowina in Czernowitz

© Fotos von UN Women

Irina Gontsa

Uns gehen die Medikamente und die Mittel für die Chemotherapie aus. Aber wir leisten weiterhin Hilfe. Derzeit befinden sich etwa 200 Menschen im Krankenhaus. Wir behandeln sie nach einem vereinfachten Behandlungsprotokoll, ohne sie an Hausärzte und andere Gesundheitseinrichtungen zu überweisen, denn die Situation ist derzeit extrem schwierig. Gestern kam eine sehr schwierige Patientin, eine 30-jährige Frau in ernstem Zustand. Als die Luftangriffssirenen ertönen, bringen wir alle auf Tragen und Karren in den Luftschutzkeller. Wer hätte gedacht, dass wir in so einer Zeit leben würden?

Irina Gontsa

Medizinische Direktorin für Onkologie des Bukowinischen Onkologiezentrums in Czernowitz

© Fotos von UN Women

Zhanna Korol

Wir helfen dem Militär seit 2014. In Kriegszeiten sollten Freiwillige mit lokalen Regierungen, Militärverwaltungen und anderen zuständigen Behörden zusammenarbeiten. Das ist unsere Aufgabe – Hilfe im Epizentrum der Hölle zu leisten. Wir arbeiten nur mit bewährten Kontakten. Wir müssen wissen, dass die Hilfe genau bei denjenigen ankommt, die sie brauchen, dass sie nicht stecken bleibt und nicht monatelang in Lagern verstaubt. Unsere Hilfe geht sofort an die Front. Wir haben mutige und geschulte Leute, die sich nicht scheuen, die gefährlichsten Wege zu gehen, um den Verteidigern zu helfen. In diesem Dienst finden die Menschen ihre Berufung und vergessen ihre persönlichen Probleme. Anderen zu helfen, wird für sie zu einer starken Motivation. 

Zhanna Korol

Freiwillige für die NRO Dobrotvorets und die NRO-Volunteer Movement der Bukowina

© Fotos von UN Women

Tonya

Ich engagiere mich bereits seit mehr als acht Jahren freiwillig. Solange sich mein Land im Konflikt befindet, werden wir unsere Aktivitäten einfach ausweiten. Jetzt arbeiten hier 200 Menschen gleichzeitig. Ältere Frauen, Kinder – wir brauchen jeden. Es gibt viel Arbeit und viele Menschen sind engagiert. Es ist an der Zeit, dass wir unseren Jungen und Mädchen an der Front helfen.

Tonya

Stellvertretende Direktorin für Bildung an der Polytechnischen Hochschule Czernowitz und derzeitige Koordinatorin der Freiwilligen

© Fotos von UN Women

Irina Tsilyk

Mit jedem Kilometer, den ich mich weiter von Kiew entferne, überkommt mich mehr und mehr eine schwarze Wolke und ein Gefühl der Heimatlosigkeit und Hilflosigkeit. Es ist wirklich schmerzhaft. Es ist die schwerste Zeit meines Lebens. Erst jetzt beginne ich, die Flüchtlinge zu verstehen. Als all diese Menschen 2014 vor dem Konflikt im Donbass geflohen sind, hatte ich natürlich Mitgefühl für sie – aber ich habe sie nie so tief verstanden wie jetzt. Gestern sah ich meinen Sohn weinen, weil er sich mit Freund:innen unterhielt, mit denen wir in Kiew einen Luftschutzbunker geteilt hatten, und er sagte: “Mama, ich möchte wieder in diesen Bunker gehen. Ich möchte mit ihnen zusammen sein.’ Ich verstehe seine Gefühle, denn ich fühle dasselbe. Alle meine Freund:innen, die in die Westukraine oder in europäische Länder fliehen mussten, fühlen sich ebenfalls schrecklich, denn es ist extrem schwierig, seine Freund:innen und Familie zu verlassen.

Irina Tsilyk

Preisgekrönte Filmemacherin aus Kiew

UN Women unterstützt die Ukraine

UN Women ist seit 2015 in der Ukraine präsent und arbeitet weiterhin mit Partner:innen zusammen, um sicherzustellen, dass die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen – die in Konflikten allzu oft ignoriert werden – vor Ort berücksichtigt werden. Dazu gehören die Bewertung ihrer aktuellen Situation und die Förderung ihres Rechts auf Schutz vor allen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt sowie auf Mitsprache bei der Entscheidungsfindung und der Bereitstellung humanitärer Hilfe.