Jetzt spenden und Frauen in Afghanistan unterstützen
Am 2. November 2022 war der Internationale Tag zur Beendigung der Straffreiheit für Verbrechen gegen Journalist:innen.
UN Women hat zu diesem Anlass ein Briefing veröffentlicht – mit dem Titel
„Media Restrictions and the Implications for Gender Equality in Afghanistan“.
Die Online-Gewalt gegen Journalistinnen zielt darauf ab, sie einzuschüchtern und beruflich zu diskreditieren, wodurch ihr Journalismus und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Fakten untergraben werden. Schutz von Journalistinnen ist Schutz der Wahrheit.
Von allen im Jahr 2021 getöteten Journalist:innen waren 11 % Frauen. Im Jahr 2020 waren es noch 6 %.
Wussten Sie, dass im Jahr 2022 über 76 % der Journalistinnen in Afghanistan nicht mehr arbeiten?
Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan brachte auch drastische Veränderungen im Mediensektor mit sich. Es wurde deutlich, dass ein institutionalisiertes und systematisches Bestreben im Gange ist, das Freiheiten der Medien stark einzuschränken und Frauen – ihre Gesichter, Perspektiven und Bedürfnisse – aus dem öffentlichen Raum auszuschließen droht.
Die Zensur hat den objektiven, unabhängigen Journalismus abgeschafft (vgl. Gehrig/Consortium 2022, 13).
Belästigung und Gewalt gegen Medienschaffende
In den ersten 100 Tagen unter der De-facto-Regierung verloren mindestens sechs Journalist:innen (darunter zwei Frauen) ihr Leben – unter unterschiedlichen Umständen. In diesem Zeitraum kam es auch regelmäßig zu Razzien in Wohnungen von Journalist:innen, zu Schlägen, Verhaftungen, Drohungen und zu Zwang des Absetzens von Reporterinnen.
Journalist:innen und Medienmitarbeiter:innen wurden gezielt angegriffen, u.a. durch Schläge und Verhaftungen, weil sie über friedliche Proteste, unter anderem über Frauenrechtsproteste, berichteten. Im März 2022 gaben 79 Prozent der befragten Journalistinnen an, unter der Herrschaft der De-facto-Behörden beleidigt oder bedroht worden zu sein, darunter auch durch Taliban-Beamte.
Diese Angriffe und willkürlichen Verhaftungen deuten auf systematische Bemühungen des Geheimdienstes und der Polizei hin, Kontrolle auszuüben und die Medien zu einer Berichterstattung zu zwingen, die den Wünschen der De-facto-Behörden entspricht. Dies zwingt auch die in Afghanistan verbliebenen erfahrenen Journalist:innen dazu, ihren Beruf aufzugeben. Berichten zufolge werden auch internationale Journalist:innen von den De-facto-Behörden ins Visier genommen, schikaniert und inhaftiert (vgl. Gehrig/Consortium 2022, 23-24).
Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte von Frauen
Die Auswirkungen der Unterdrückung und Zensur der Medien haben dazu geführt, dass die Stimmen und Erfahrungen von Frauen zunehmend ausgelöscht werden, da Journalistinnen und Medienmitarbeiterinnen zunehmend unsichtbar werden und Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter als Nachrichtenthema immer weniger Beachtung finden.
Dabei wird den afghanischen Frauen die Möglichkeit genommen, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Das Narrativ, dass Frauen schutzbedürftige Opfer sind – ein Narrativ, das von den De-facto-Behörden verbreitet wird, um die Beschränkungen für Frauen und Mädchen zu rechtfertigen – schränkt ihre politische Handlungsfähigkeit ein. Dies erschwert es den Frauen, als unabhängige politische Akteurinnen zu agieren und Netzwerke aufzubauen, und behindert die von den afghanischen Frauen gewünschte und für sie relevante Unterstützung durch internationale Akteure. Die Abkopplung von Frauenrechten und Gleichstellungsfragen von der politischen und sicherheitspolitischen Dynamik verstärkt auch die Ansicht, dass die Gleichstellung der Geschlechter ein „Frauenthema“ ist und nicht in eine breitere kontextuelle Dynamik eingebettet ist. Diese Dynamik führt zur weiteren Einschränkung der Rolle der Frauen im öffentlichen Leben.
Zudem schafft die derzeitige geschwächte Rolle der Medien einen Nährboden für Menschenrechtsverletzungen, einschließlich der Verletzung von Frauenrechten und Gewalt gegen Frauen, die ungehört bleiben und ungestraft begangen werden. Es wird schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein, das Ausmaß von Menschenrechtsverletzungen und Gewalt gegen Frauen zu messen, Strategien zur Bekämpfung dieses Phänomens zu entwickeln und die Rechenschaftspflicht sicherzustellen, wenn diese Fälle nicht gemeldet werden und unbekannt bleiben. Der Ausschluss von Frauen aus dem Unterhaltungs- und Nachrichtenbereich wirkt sich negativ auf die sozialen und kulturellen Normen in Afghanistan aus, da er die Grundlagen eines demokratischen und dynamischen zivilen Raums untergräbt (vgl. Gehrig/Consortium 2022, 25).
Quelle: Gehrig, Michelle; Consortium, Athena (2022): “Brief No.1: Media Restrictions and the Implications for Gender Equality in Afghanistan”. UN Women Thematic Briefing Series. Women, Peace and Security team at the Afghanistan Country Office, UN Women.
Der vorliegende Artikel ist ein Abstrakt aus der UN Women Thematic Briefing Series. Die ursprüngliche Publikation und mehr Informationen zur Situation in Afghanistan finden Sie hier. Weitere wissenschaftliche Publikationen von UN Women finden Sie in der UN Women Digital Library.